AV-Produktion

Kleine Schritte bei VTFF-Tarifverhandlungen – Studio Hamburg weiter tariflos

(BFV-Newsletter 03/2010) Die dritte Verhandlungsrunde für die über 1000 Beschäftigten in Filmproduktions-, Postproduktions- und Studiobetrieben zwischen dem Verband für filmtechnische Betriebe (VTFF) und der Gewerkschaft ver.di (BFV in ver.di) hat erste Bewegung gebracht.

Zum Jahresende 2009 hatte der VTFF den Manteltarifvertrag mit den grundlegenden Arbeitsbedingungen gekündigt und die Streichung von Zuschlägen angekündigt. ver.di hatte den Entgelttarifvertrag ebenfalls zum Jahresende gekündigt und Tariferhöhungen von 4,5 % gefordert. Der VTFF erklärte die von ver.di geforderten 4,5% für ein Jahr für die Mitgliedsunternehmen als nicht tragbar. In Zeiten der Krise und des technologischen Wandels, der die Dienstleister in der Film- und TV-Produktion unter einen erheblichen Kostendruck setzt, haben die Unternehmen den Spielraum für solche Lohnsteigerungen nicht. Das Gegenangebot des VTFF beträgt daher je 0,8% ab Juli 2010 und ab April 2011 für eine Laufzeit bis Ende 2011.ver.di hat dies umgehend als vollkommen unzureichend bezeichnet.

Der VTFF ist von seinen Forderungen nach einer weiteren Arbeitszeitflexibilisierung teilweise und hat seine Forderung zur Reduzierung der Sonnabend-Zuschläge zurück genommen. Weiterhin fordert die Arbeitgeberseite aber, die Mehrarbeits-Zuschläge teilweise zu streichen und zu verringern. Nach der Forderung des VTFF sollen Mehrarbeitszuschläge nicht mehr wie bisher in Höhe von mindestens 20 % bei Überschreitung der Wochenarbeitszeit sondern erst bei Überschreiten der monatlichen Sollarbeitszeit anfallen. Der bisherige Zuschlag dafür soll von 35 % auf 20 % reduziert werden. Geblieben ist außerdem der Ausgleichszeitrahmen von einem Monat für Überstunden.

Mit diesem Gesamtpaket wollen die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den nicht tarifgebundenen Wettbewerbern erhalten. Hierzu zählt vor allem der Branchenprimus Studio Hamburg. Die Geschäftsführung des Allrounddienstleisters konnte durch massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen auf Kosten der Mitarbeiter den Gewinn auf € 6,2 Mio. schrauben (siehe Meldung unten). Dort wo die Gewinne entstanden sein sollen – nämlich bei den Produktionstöchtern, wo auch gerne jenseits der tariflich zulässigen Arbeitszeiten produziert wird – beschäftigt Studio Hamburg befristet angestellte Filmschaffende. Die festangestellten Kollegen aus der Technik werden dagegen in Kurzarbeit geschickt.

Es wird Zeit, dass Studio Hamburg nicht nur Fördermitglied beim VTFF ist, sondern seine soziale Verantwortung sowie Wettbewerbsfairness wahrnimmt und wieder dem Flächentarifvertrag beitritt. "Die Forderung des VTFF geht in die falsche Richtung: Zuschläge für besonderes engagierte Mitarbeiter zu kürzen ist demotivierend. Und die angebotene Tariferhöhung ist tatsächlich ein Reallohnverlust. Trotz erster Bewegung stellt der bisherige Verhandlungsstand ein Minusgeschäft dar. Statt Kürzungen bei Zuschlägen erwarten wir echte und spürbare Tariferhöhungen“, erklärte ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel.


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