Film & Fernsehen

Die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage 2012 der Allianz deutscher Produzenten - Film und Fernsehen liegen vor: Die Produzenten bleiben optimistisch – Hoffnung für Filmschaffende?

(ver.di FilmUnion-Newsletter 06/2012) Zum vierten Mal seit 2009 hat die Produzentenallianz ihre Mitglieder zu der wirtschaftlichen Lage, den Aussichten und den drängendsten Problemen der deutschen Produktionswirtschaft befragt. Ein Blick auf das Ergebnis der Umfrage zeigt, dass trotz einer insgesamt nicht zufriedenstellenden Lage des Film- und Fernsehmarkts in Deutschland die Produzenten optimistisch bleiben und insgesamt eine Steigerung der Umsätze und der Beschäftigung erwarten. Das Ergebnis zeigt aber auch, woran die Branche krankt:
Den Produzenten mangelt es an den nötigen Zweit-, Dritt- und Online-Verwertungsrechten, um Rücklagen zu bilden, mit denen sie Krisenzeiten überleben, oder mit unerprobten, neuen Formaten experimentieren können – ohne gleich Schiffbruch zu erleiden. Ob die Filmschaffenden von der günstigen Situation der Produzenten profitieren werden? Jein. „Insgesamt haben die Umfrageergebnisse zwei Aspekte“, sagte Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands: „Einerseits ist das im Krisenjahr 2009 befürchtete Massensterben der Produktionsfirmen zum Glück weitgehend ausgeblieben. Die Produktionswirtschaft in Deutschland war nicht nur stark genug, diese Krise zu überstehen, sie ist offensichtlich auch stark genug, unter den gegenwärtigen Marktbedingungen zu überleben“. Denn während die Öffentlich-Rechtlichen nach wie vor über 7,5 Milliarden Euro sicherer Gebührengelder verfügten und sich die Privatsender regelmäßig neuer Rekordgewinne rühmten, würden die Budgets bei Auftragsproduktionen und die Koproduktionsanteile bei Kinofilmproduktionen sinken. „Wir sehen, dass mit unseren Werken immer mehr Gewinne gemacht und zuverlässig täglich viele Millionen Zuschauer erreicht werden. Andererseits zeigt die Umfrage aber auch, dass dieser Erfolg bei uns Produzenten nicht ankommt, im Gegenteil: Unsere Erlöse stagnieren, dabei sollten sie steigen“, so Thies.

Wie in den drei Untersuchungen zuvor ist für die Produzenten die ungenügende Vergütung geforderter Leistungen das mit Abstand wichtigste Problem. 63 % der teilnehmenden Firmen gaben an, damit am meisten konfrontiert zu sein. Dem entsprechend erwartet weit über die Hälfte der Produzenten, dass die Senderbudgets für Auftrags- und Koproduktionen innerhalb der kommenden 12 Monate sinken, was für Filmschaffende keine gute Nachricht sein dürfte. Denn so erläutert Jens Steinbrenner, Pressesprecher der Produzentenallianz: "Es ist allen Beteiligten klar, dass die Produzenten sinkende Produktionsbudgets, die ja gerade nicht von den Produzenten, sondern von den Sendern zu verantworten sind, an die Filmschaffenden weitergegeben müssen. Umgekehrt ist es allerdings auch richtig: Steigende Budgets können zu besseren Drehbedingungen führen, wie mehr Drehtage und damit mehr Arbeit für Filmschaffende.“

Angesichts dieser Zahlen zeigen die deutschen Produktionsunternehmen jedoch ein gutes Selbstbewusstsein, wenn es um ihre wirtschaftliche Lage geht. Zwar erwarten 41 % keine steigende Umsatzentwicklung, aber nur 13 % rechnen mit einer Verschlechterung – und sogar 44 % blicken bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Unternehmens optimistisch in die Zukunft. Das spiegelt sich auch bei den Arbeitsplätzen: Bei der Frage nach den Beschäftigungstrends für die kommenden 12 Monate erwarten nur 15 % einen Rückgang, 58 % keine Veränderung und sogar 27 % einen Anstieg. Und davon könnten auch die Filmschaffenden direkt profitieren.
Ernüchternd fielen die Antworten zur Entwicklung der Umsätze aus der Verwertung von Produktionen im Internet innerhalb der kommenden 12 Monate aus. Hielt in den letzten Jahren jeweils knapp die Hälfte einen Anstieg für möglich, sind es jetzt nur noch 26 %. 51 % erwarten Stagnation und sogar 23 % beurteilen die Aussichten als schlecht, was bedeutet, dass die meisten Produzenten weiterhin nur Geld verdienen, wenn sie tatsächlich drehen, daher keine Rücklagen bilden können.

„Die Antworten zu den neuen Verwertungsformen müssen vor dem Hintergrund verstanden werden, dass viele Produzenten bisher kaum eigene Rechte ansammeln konnten, die für eine Wertschöpfung unverzichtbar sind,“ erläutert Alexander Thies, „außerdem gibt es noch nicht genügend legale, nutzerfreundliche Angebote, die für uns der Schlüssel zu einer nennenswerten Verwertung und das beste Mittel gegen Internet-Piraterie sind.“

Zu ganz konkreten Rückschlüssen auf die zukünftige Arbeits- und Beschäftigungslage verweist Steinbrenner zudem auf die große Produzentenstudie, eine umfangreiche Umfrage unter den Mitgliedern der Produzentenallianz, wie es seit dem Jahr 2000 keine mehr gegeben hat. Diese wird im Herbst 2012 erscheinen.

(Christoph Brandl)


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