connexx.av Newsletter #54 vom 29. Oktober 2010

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connexx.av Newsletter #54 vom 29. Oktober 2010
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1) Intro
2) Tarifstandards fuer ZDF und ARD Produktionen
3) "Tatort Internet" - Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut?
4) Jetzt voten: ver.di Social Spot beim Viral Video Award nominiert
5) Mehr Geld fuer die IT-Selbststaendigen
6) De-Mail: Verschluesselte Gerichtspost per Mail?
7) Arbeitende Hartz IV-Empfaenger
8) Gerecht geht anders: Elitebildung und Demokratiedefizite
9) Neuer Ratgeber: Atypische Beschaeftigung
10) Zum Schluss
11) Newsletter abbestellen
12) Impressum

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1) Intro
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Endlich erhaelt der seit 200 Jahren schmaehlich marginalisierte Adel eine Chance, seine ihm angestammte Rolle zurueck zu erobern und einen der ihren zum Koenig von Deutschland zu erklaeren. Was denn, das ist alles demokratisch abgesichert, demokratisch entschieden und demokratisch ueberwacht? Da kommt die Frankfurter Veranstaltung zu Elitebildung und Demokratiedefiziten von verdi gerade recht. Und da wir schon mal beim Thema sind, soll in diesem Newsletter auch die Gattin nicht zu kurz kommen, die sich just als qualifizierte Fuersprecherin eigenwilliger journalistischer Methoden bei RTL II einen Namen macht.

Viel Spass wuenscht das connexx.av Team

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2) Tarifstandards fuer ZDF und ARD Produktionen
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Nach der ARD wurden nun auch zwischen dem ZDF und der Produzenten-Allianz verbindliche Standards zu den Arbeitsbedingungen am Set vereinbart. Grundlage aller Produktionskalkulationen im Auftrag des oeffentlich-rechtlichen Fernsehens wird der Tarifvertrag fuer Filmschaffende sowie die fuer Filmschaffende existenzsichernden Sozialversicherungsregelungen. Mit dieser Vereinbarung ist eine wichtige Voraussetzung erfuellt, die Produktionsbedingungen nicht nur von Produzenten-, sondern auch von Auftraggeberseite her im Interesse der Filmschaffenden zu verbessern.

http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=4cb2e4d4d2870&akt=filmfernsehproduktion

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3) "Tatort Internet" - Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut?
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Frau von und zu Guttenberg meinte es wohl gut, als sie die Kooperation mit RTL II einging und die Sendung "Tatort Internet" entstand. Ob sie damit wirklich Gutes bewirkt, beschaeftigt seit Tagen nicht nur Kritiker und Medien, sondern auch die zustaendige Medienaufsicht sowie Kinderschutzgruppen.

Die fuer den Privatsender zustaendige Hessische Landesanstalt fuer privaten Rundfunk und neue Medien ueberprueft die Einhaltung medienrechtlicher Vorgaben, denn es besteht der Verdacht, dass sowohl der Jugendschutz als auch die Persoenlichkeitsrechte von Opfern und mutmasslichen Taetern nicht eingehalten werden.

Die mittelalterliche Praesentation des Formats, das sich der Idee des "Oeffentlich-an-den-Pranger-stellen" bedient, war bereits im Vorfeld wegen der implizierten Vorverurteilungen in die Kritik geraten. Die Vorgefuehrten haben bisher kein rechtmaessiges Verfahren bekommen und werden auf Verdacht mit versteckter Kamera in die Oeffentlichkeit gezerrt. Die nur schlampig anonymisierten Opfer und Taeter werden der Gefahr von Medien- und Gesellschaftshetze ausgesetzt. Kritiker bezweifeln, dass ein Fernsehpranger fuer Eltern und Kinder eine Hilfe beim Schutz vor Paedophilen sein kann.

Auch die Deutsche Gesellschaft fuer Praevention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlaessigung (DGfPI) sowie die Vereine Dunkelziffer und Kibs haben sich von der RTL-2-Sendung "in aller Deutlichkeit" distanziert. Sie kritisieren die reisserische Machart, die Vorurteile staerke, statt aufzuklaeren. Zudem seien die fragwuerdigen journalistischen Methoden gerade bei diesem Thema ausgesprochen bedauerlich.

Zu guter Letzt meldet die Caritas Wuerzburg, dass einer ihrer Angestellten, der erkannt und zur Rede gestellt wurde, anschliessend spurlos verschwand und seine Familie in grosser Sorge sei.

Wenn es das war, was Frau zu Guttenberg und RTL II gewollt haben - dann herzlichen Glueckwunsch zur gelungenen Sendung.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33519/1.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Medienaufsicht-prueft-RTL-II-Sendung-Tatort-Internet-1108034.html
http://www.sueddeutsche.de/medien/medienaufsicht-ueberprueft-tatort-internet-tatort-fernsehen-1.1012044
http://www.sueddeutsche.de/panorama/lockvogel-serie-caritas-mitarbeiter-verschwindet-nach-tatort-internet-folge-1.1012713

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4) Jetzt voten: ver.di Social Spot beim Viral Video Award nominiert
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Bis zum 18. November kann im Internet ueber den Gewinner des Viral Video Award abgestimmt werden. Mit dabei: der "Wir sind mehr wert-Filmvorfuehrer" - Spot vom Filmverband in ver.di, der von 500 Einsendungen in die engere Wahl der 21 Kurzfilme kam.

Bereits zum 3. Mal wird der Award ausgelobt, der innerhalb des 26.
Internationalen Kurzfilmfestival Berlin am 19. November verliehen wird.
Gesucht wurden Filme mit werblicher, ideeller, politischer oder origineller Botschaft.

http://www.viralvideoaward.com/

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5) Mehr Geld fuer die IT-Selbststaendigen
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Vielleicht liegt es an der andauernden Fachkraeftediskussion, dass die IT-Selbststaendigen selbstbewusst mehr Geld fordern und es weitgehend auch bekommen. Im Durchschnitt 71 Euro pro Stunde kosten die Fachleute, wie das Portal gulp.de in seiner aktuellen Auswertung meldet.
Allerdings gilt auch fuer diese Berufsgruppe das uebliche Nord-Sued- und Ost-West-Gefaelle.

http://www.mediafon.net/meldung_volltext.php3?id=4ca2fce9ed332&akt=news_allgemein

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6) De-Mail: Verschluesselte Gerichtspost per Mail?
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Die Bundesregierung moechte die buerokratischen Vorgaenge vereinfachen, oder auch einfach nur den Service der Post weiter abschaffen oder zumindest verbilligen: ab 2011 wird die verschluesselte Ueberbringung von wichtigen Dokumenten per E-Mail eingefuehrt - die sogenannte De-Mail.
Das Bundeskabinett hat den Gesetzesentwurf des Innenministeriums verabschiedet, der das rechtsverbindliche und vertrauliche Versenden von Dokumenten und Nachrichten ueber das Internet ermoeglichen soll.
Allerdings wird der Dienst von drei Privatfirmen, naemlich Web.de, GMX und T-Online, ausgefuehrt. Da liegen Datenschutzbedenken quasi auf der Hand, denn die Verschluesselung wird u.a. wegen des Spam-Checks unterbrochen und auf die privaten Angaben der User haben ueber 1.000 Behoerden ohne grosse Umstaende Zugriff. Gute Gruende ueber die Nutzung von De-Mail kritisch nachzudenken und vielleicht doch auf die Schneckenpost - so lange es sie noch gibt - zurueckzugreifen.

http://www.cio.bund.de/DE/IT-Projekte/De-Mail/demail_node.html
http://www.netzpolitik.org/2010/de-mail-boykottieren/
http://www.tagesschau.de/inland/demail116.html

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7) Arbeitende Hartz IV-Empfaenger
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Von wegen 'Faule Haut': Mehr als die Haelfte der Arbeitslosengeld-II-Empfaenger zwischen 15 und 64 Jahren geht mindestens 20 Stunden pro Woche einer nuetzlichen Taetigkeit nach. Sie erziehen Kinder unter sieben Jahren, pflegen Angehoerige, arbeiten und benoetigen dennoch ergaenzendes Arbeitslosengeld II, sie bilden sich weiter oder befinden sich in einer Foerdermassnahme. Das zeigt eine repraesentative Befragung von mehr als 10.000 Hartz-IV-Beziehern.

http://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/kb1510.aspx

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8) Gerecht geht anders: Elitebildung und Demokratiedefizite
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Eine gute Bildung wird nach wie vor als massgebliches Kriterium fuer Karriere und Aufstiegsmoeglichkeiten behauptet. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass der Zugang zu Bildung weiterhin stark vom Elternhaus abhaengt und von Chancengleichheit keine Rede sein kann. Dabei ist das kein Sachzwang, sondern eine politisch gesteuerte Entwicklung. Doch wer hat Interesse daran? Wer profitiert von der zunehmenden sozialen Spaltung?

Prof. Dr. Michael Hartmann von der TU Darmstadt forscht ueber Eliten in Deutschland. Zu ihnen zaehlen u.a. Eigentuemer und Topmanager grosser Unternehmen, Spitzenpolitiker und hohe Richter an den Bundesgerichten.
Sie sind aufgrund ihrer Positionen in der Lage, gesellschaftliche Entwicklungen massgeblich zu beeinflussen und zu entscheiden.

Ueber diese Zusammenhaenge, Phaenomen und ein Demokratiedefizit referiert und diskutiert Prof. Hartmann auf Einladung des ver.di-Senderverbands im Hessischen Rundfunk am 10. November um 17 Uhr im Foyer des Sendesaales im Hessischen Rundfunk. Mit dabei ausserdem Gaeste aus dem Frankfurter Kabarett "Schmiere", die Highlights aus dem aktuellen Programm "Boni fuer Alle" vorstellen.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Eine Rueckmeldung erleichtert allerdings die Planungen.
mailto:anja.willmann@verdi.de

http://www.connexx-av.de/termin_volltext.php?id=4cb4384beed10&akt=termine

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9) Neuer Ratgeber: Atypische Beschaeftigung
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Mini- oder Midijobs, Teilzeit, Befristung, Leiharbeit... Der Anteil der atypischen Beschaeftigungsverhaeltnisse steigt seit Jahren, mittlerweile weicht jeder dritte Arbeitsvertrag vom sog. Normalarbeitsverhaeltnis ab.
Der Ratgeber wendet sich an diese Beschaeftigte, denn wer unter unsicheren und/oder prekaeren Bedingungen arbeiten muss, sollte ueber die Nachteile und ihre Rechte informiert sein. Enthalten sind Hinweise, Fakten und Hintergruende zu atypischer Beschaeftigung, soziale Absicherung und arbeitsrechtliche Ansprueche in atypischen Beschaeftigungsverhaeltnissen.

"Ratgeber atypische Beschaeftigung - 400 Euro-Minijobs, Teilzeit, Befristung & Leiharbeit". 10. Auflage - August 2010. 3 Euro/Stk. (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) oder zum kostenlosen download fuer Mitglieder im ver.di-Mitgliedernetz.

http://sozialpolitik.verdi.de/newsArchive?channel=news&id=sopo_aktuell-nr-100

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10) Zum Schluss
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Billig um jeden Preis? Wie unser Einkaufen die Welt veraendert erklaert sehr anschaulich diese Website.

http://www.supermarktmacht.de/start/index.shtml?navanchor=1010003

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11) Newsletter abbestellen
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Internet http://www.connexx-av.de
Redaktion dieses Newsletters:
Kathlen Eggerling und die Internetredaktion connexx.av

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