BFV-Newsletter 1/2010

Sie erhalten heute von connexx.av den ersten BFV-Newsletter in 2010. connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschäftigten. Er tritt für Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an:
http://www.connexx-av.de/filmfernsehproduktion_bfv.php

Inhalt

  1. Aktuelles: BundesFilmVerband lädt ein zur Berlinale
  2. Die Berlinale wird 60 Jahre und ein bisschen weise! Interview mit Dieter Kosslick
  3. Forderung von 4,5% mehr Gehalt für die Beschäftigten der Filmtechnischen Betriebe
  4. Tarifvertrag für Filmschaffende FFS – ausführliche Antworten zu neuen Regelungen!
  5. FFG-Entwurf hinterlässt viele Fragezeichen
  6. Digitalisierung nach französischem Vorbild?
  7. Streit um HD-Ausstrahlung
  8. Meldungen
  9. Impressum / Abo



1. Aktuelles - Der BundesFilmVerband BFV in ver.di präsentiert zur Berlinale 2010:

Systemfehler? Filmemachen in Zeiten erschwerter Produktionsbedingungen
Was, wenn die Finanzierungslücken immer größer werden, die lang bewährte Zusammenarbeit mit einem TV-Sender nicht zustande kommt, somit auch eine Ausstrahlung fragwürdig wird? - Welche Alternativen gibt es dann noch? - Was also tun, um deutsche Filme im Spannungsverhältnis zwischen Low-Budget und Mainstream profitabel produzieren und aufführen zu können? - Welche anderen Produktionsmodelle, welche Vertriebsstrategien bieten sich an, um deutsche Filme auf nationalen und internationalen Märkten erfolgreich zu platzieren? - Wie produzieren unsere europäischen Nachbarn? - Welche Lösungsbeispiele weisen den Weg?
Fragen, die nicht nur Gewerkschaftsmitglieder angehen, sondern alle, die an einem Film arbeiten. Das Panel diskutiert am 16.02.2010 von 11-13 Uhr in der HomeBase Lounge, Köthener Str. 44, 10963 Berlin aktuelle Modelle und praktikable Lösungsansätze an Fallbeispielen.

Programm:
  • 11.00 – 11.05 Begrüßung durch den Filmverband Berlin-Brandenburg in ver.di
  • 11.05 – 12.30 Paneldiskussion,
    • moderiert von Juliane Schulze, Senior Partner, peacefulfish, Berlin,
    • Quirin Berg, Produzent & Geschäftsführer, Wiedemann & Berg, München,
    • Roman Paul, Razor Film, Produzent und Acquisitons Consultant von Celluloid Dreams, Berlin,
    • Marcus O. Rosenmüller, Autor, Regisseur, Produzent, Casascania GmbH, Berlin,
    • Doris Kirch, Managing Director und Produzentin, Blue Angel Films Ltd., London, Berlin,
    • Klaus Hansen, Managing Director, Danish Producers´ Association, Frederiksberg,
    • Kalle Friz, Leitung Filmverleih, Kinowelt, Leipzig.
  • 12.30 – 13.00 Networking
Anmeldung und Information bei Kathlen Eggerling, connexx.av Berlin, kathlen.eggerling@connexx-av.de, 030.88 66 54 16.

FilmFrühstück
Tradition hat mittlerweile das "FilmFrühstück" zur Berlinale, zu dem BundesFilmVerband (BFV) in ver.di und connexx.av einladen. Für alle Filmschaffenden, die im BFV in ver.di, in Berufsverbänden oder noch nicht organisiert sind - zum Austausch über Film, Tratsch und Arbeitsbedingungen und zum gemeinsamen Frühstück. Die Kosten für ein Frühstück samt Getränk übernimmt connexx.av. Wir freuen uns auf euch am Sonnabend, 13. Februar 2010, ab 11.00 Uhr im Café Stresemann, Stresemannstraße 90, 10963 Berlin, Nähe Anhalter Bahnhof.
Bitte meldet euch an: berlin@connexx-av.de

social-Spot zu den Arbeitsbedingungen in der Filmbranche
Der Bundesfilmverband in ver.di und connexx.av drehen derzeit einen social-Spot, der die Arbeitsbedingungen der Filmschaffenden aufzeigen soll. Gedreht wurde der Spot in Berlin, die Dreharbeiten sind bereits abgeschlossen. Der Spot soll während der Berlinale, im Rahmen der ver.di Veranstaltung am 16.02., erstmals gezeigt werden. Danach soll der Spot auf Filmfesten und anderen Veranstaltungen laufen. Im Anschluss an die Berlinale wird er auch auf der Homepage von connexx.av zu sehen sein.
Der Bundesfilmverband und connexx.av möchten sich an dieser Stelle bei allen Kolleginnen und Kollegen, die an der Umsetzung des Spots beteiligt waren und sind, für die tolle Zusammenarbeit bedanken.


2. Die Berlinale wird 60 Jahre und ein bisschen weise! Interview mit Dieter Kosslick

Am 6. Juni 1951 feierten die Internationalen Filmfestspiele Berlin ihre Premiere. Seit fünf Jahrzehnten gehört sie zu den drei wichtigsten Filmfestivals der Welt, wobei Berlin der einzige Ort ist, an dem das Publikum so viele Filme sehen kann. 2009 verzeichnete die Berlinale mit 275.000 verkauften Eintrittskarten und fast 500.000 Kinobesuchen in zehn Tagen einen neuen Besucherrekord. Dieter Kosslick hat die Leitung ein Jahr nach dem Umzug des Festivals vom alten Festivalstandort am Ku´damm an den Potsdamer Platz übernommen und das Angebot kräftig ausgebaut. Er kreierte die „Perspektiven Deutsches Kino“, den Talent Campus, auf dem Hunderte junge Filmemacher aus aller Welt Kontakte knüpfen können, die Kulinarische Reihe und im Vorjahr die Special Screenings, die zu einem Schaufenster des deutschen und internationalen Films wurden.

Herr Kosslick, die Berlinale feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Seit wann sind Sie dabei?
Ich war 1984 als Geschäftsführer des Hamburger Filmbüros gekommen, um die Premiere von Detlev Bucks erstem Film „Erst die Arbeit und dann“ zu erleben. Wir waren alle mächtig stolz auf diesen Film. Detlev fuhr mit einem Traktor vor dem Bikinihaus und dem völlig überfüllten Filmtheater FK66 vor. Ich war völlig überwältigt, weil ich noch nie in meinem Leben auf einem Filmfestival war. In meiner Naivität habe ich Helmut Karrassek, damals noch Starkritiker des „Spiegel“ und seiner hochschwangeren Frau versprochen, ihnen zwei Sitzplätze zu besorgen. Das hat durch die Stadlers, die das Kino noch heute führen, auch geklappt. Den Rest des Festivals haben wir dann im „Florians“ in der Grollmannstraße verbracht, wo damals alle gelandet sind.

Nicht mal 20 Jahre später waren Sie dann nicht ganz unerwartet in der Branche selbst Chef der Berlinale?
Das Gerücht entstand ein Jahr vor der Anfrage von Kulturstaatsminister Michael Naumann nach einer Kolumne in einer Berliner Tageszeitung, in der ich zum Thema „Meine Berlinale“ irgendwas politisch Korrektes geschrieben habe: Bunt wie der Viktualienmarkt, elegant wie Hamburg, sympathisch wie NRW. Jahre zuvor war ich schon mal inoffiziell von Vertretern der Filmwirtschaft gefragt worden. Aber da dachte ich noch, das ist ein Job, den ich nie in meinem Leben machen würde.

Ist die Berlinale denn jetzt so geworden, wie Sie es sich erträumt hatten?
Die Kolumne war eher humoristisch gemeint, aber man kann sie durchaus ernst nehmen. In der Rückschau auf 60 Jahre wird man sehen, sie hatte immer was vom Viktualienmarkt und war immer elegant. Das sind nicht alles Neuerfindungen des vierten Direktors. Aber sie ist dahin gewachsen, wohin ich sie ausdehnen wollte: Im Nachwuchsbereich und auf der wirtschaftlichen Seite, dem Filmmarkt. Mit allen Sorgen, die wir in diesem Jahr dort durch die Wirtschaftskrise und die Konkurrenz von den Film-Märkten anderer Festivals hatten, die die Händler mit kostenlosen Flügen und Hotels weglocken wollten, werden wir auch in diesem Jahr mit einem glänzenden Ergebnis dastehen. Der Markt ist wieder ausgebucht. Von daher ist die Berlinale schon so geworden, wie ich das witzigerweise mal skizziert hatte.

Link zum vollständigen Interview


3. Forderung von 4,5% mehr Gehalt für die Beschäftigten der Filmtechnischen Betriebe

Tarifverhandlungen für über 1000 Beschäftigte in Filmproduktions-, Postproduktions- und Studiobetrieben zwischen dem Verband für filmtechnische Betriebe (VTFF) und ver.di sind auch in der zweiten Verhandlungsrunde am 25. Januar in Berlin ohne Annäherung geblieben. Zum Jahresende 2009 hatte der VTFF den Manteltarifvertrag mit den grundlegenden Arbeitsbedingungen gekündigt und die Streichung von Zuschlägen angekündigt. Ver.di hatte den Entgelttarifvertrag ebenfalls zum Jahrsende gekündigt, um über Tariferhöhungen von 4,5 % zu verhandeln. „Wir erwarten eine deutlichere Tariferhöhung als in den Vorjahren. Denn in den vergangenen Jahren waren die Geschäftserträge in der Filmwirtschaft höher als die gleichzeitig eher moderaten Tarifabschlüsse. Die vom VTFF geforderten Streichungen von Zuschlägen für besonders belastende Arbeitszeiten halten wir für unzumutbar“, erklärte ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel.

Link zum Volltext
Link zur Tarifinfo


4. Tarifvertrag für Filmschaffende FFS – ausführliche Antworten zu neuen Regelungen!

Der neue Tarifvertrag für auf Produktionsdauer befristet beschäftigte Film und Fernsehschaffende ist seit dem 1. Januar 2010 in Kraft getreten. In der letzten Ausgabe des BFV-Newsletters 12/2009 haben wir die wichtigsten Neuregelungen zusammengefasst und vorgestellt. Jetzt liegt der der neue Tarifvertrag für die Film- und Fernsehschaffenden FFS auch in gedruckter Fassung vor und kann von allen Mitgliedern abgefordert werden. Ebenfalls können ab sofort alle Mitglieder sich wieder einen aktuellen Zeitkonten- und Gagenrechner von connexx.av zuschicken lassen. Nichtmitglieder erhalten den Rechner nur gegen Vorkasse von € 13,50, bitte bei mail@connexx-av.de anfordern. Die Filmschaffenden im BundesFilmVerband BFV in ver.di haben für ihre Kolleginnen und Kollegen in der Branche die bislang wichtigsten Fragen zusammengetragen und ausführlich beantwortet. Daraus geht noch einmal deutlich hervor, wie wichtig die Fixierung einer tariflichen Arbeitszeitbegrenzung und der Aufzeichnungspflicht durch die Produktion für den Schutz der Filmschaffenden ist. Alle Filmschaffenden sind aufgefordert aktiv an der Durchsetzung der Tarifregelung mit zu arbeiten und alle Verstöße in den Produktionen umgehend zu melden. Schritt für Schritt kann es so gelingen, die Arbeits- und Leistungsbedingungen zu verbessern.

Beispiel aus den FAQs:
Muss ich jetzt jeden Tag 13 Stunden arbeiten?
Nein! Die Regelung der Arbeitszeitbegrenzung muss zunächst einmal als Schutzregelung für Filmschaffende gesehen werden, da in der Vergangenheit häufig 14 Stunden und mehr gearbeitet wurden. Das muss eingeschränkt werden und ist Ziel dieser Regelung. Zukünftig ist bereits die Drehzeit so zu planen und rechtzeitig zu beenden, damit für jeden am Drehort die Höchstarbeitszeit von maximal 13 Stunden eingehalten werden kann. Hier sind alle in der Pflicht, vom Produzenten, über die Produktionsleitung bis zum Regisseur und Kameramann, darauf zu achten, dass 13 Stunden als Maximalarbeitszeit nicht überschritten werden. Für die Inanspruchnahme der Höchstarbeitszeit von 13 Stunden sind mehrere entscheidende Voraussetzungen von der Produktion zu erfüllen:
  1. Es ist die Zustimmung der einzelnen Filmschaffenden, sofern diese bereits 12 Stunden gearbeitet haben, einzuholen (siehe Tarifziffer 5.4.1.)!
  2. Wenn länger als 10 Stunden am Tag gearbeitet werden, müssen in die Gesamtarbeitszeit auch Zeiten von Arbeitsbereitschaft fallen. Mindestens drei Stunden Arbeitsbereitschaft müssen in die Höchstarbeitszeit von 13 Stunden fallen (siehe Tarifziffer 5.4.0.)!
  3. Die Mehrarbeitsstunden (ab der 11. Stunde pro Tag) sind schriftlich fortlaufend und gesondert unter Ausweis der geleisteten Tagesarbeitszeit zu erfassen und mit Zuschlägen zu bezahlen (siehe Tarifziffer 5.4.2. und 5.4.2.2. sowie 5.4.3. ff.)!
  4. Für die Erfassung und Bezahlung von Mehrarbeit und die Zuschläge ist ein Zeitkonto zu führen, es sei denn Filmschaffende können eine unmittelbare Anschlussbeschäftigung nachweisen (siehe Tarifziffer 5.4.2.1.)!
  5. Bei der Verlängerung der Arbeitszeit auf über 12 Stunden verlängert sich auch die zu gewährende Pause auf insgesamt eine Stunde (siehe Tarifziffer 5.8.2.)
Nur wenn alle Voraussetzungen erfüllt werden, darf die Höchstarbeitszeit in Anspruch genommen werden bzw. überhaupt länger als 10 Stunden pro Tag gearbeitet werden. Wenn also in Zukunft Produktionsfirmen weiterhin Probleme bei der Zeitkontenregelung, bei Mehrarbeits- und Zuschlagsbezahlung machen, müssen sie mit regelmäßigen Kontrollen rechnen.

Link zu den FAQs
Link zum Volltext


5. FFG-Entwurf hinterlässt viele Fragezeichen

Die Fernsehsender werden künftig über das FFG zur Kasse gebeten, so sieht es der Novellierungsentwurf vor, den das BKM am 16. Dezember ins Internet stellte. Die Verbände der Filmwirtschaft waren aufgefordert, bis 11. Januar ihre Stellungnahmen abzugeben. Der vorliegende Gesetzentwurf, der die seit 1974 regelmäßig geschlossenen Film-und Fernsehabkommen ablöst, hat einen Haken, der sofort jedem Leser klar ist und auch von der SPIO in ihrer Stellungnahme beklagt wird: Er ist indirekt eine Aufforderung, weniger Spielfilme zu senden, um die durch das Gesetz geforderten Abgaben zu senken. Schon im Vorjahr hatten bis auf den SWR alle Sender den Rotstift angesetzt. Außerdem könnte das Gesetz das jahrelange Ringen der Produzenten beschädigen, besser über die Rechte an den Koproduktionen zu verfügen, um sie erneut verkaufen zu können. Statt eine Zweit- oder Drittlizenz zu kaufen, könnte es für die Sender attraktiver werden, die x-te Wiederholung eines Fernsehfilms zu senden.

Link zum Volltext


6. Digitalisierung nach französischem Vorbild?

AG Kino – Gilde e.V., der AG Verleih e.V. und der Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V. zur Digitalisierung der Kinos in Deutschland fordern zur Sicherung der kulturellen Vielfalt in der Kinolandschaft in ganz Deutschland die schnelle Entwicklung eines alternativen Public-Private-Partnership-Branchenmodell. In den Prozess wollen sie sich engagiert einbringen. „Sollte keine Lösung gefunden werden, besteht die Gefahr, dass die Digitalisierung zum Instrument der Marktbereinigung wird, die insbesondere die Programm- und Filmkunstkinos sowie die traditionellen Kinos im ländlichen Raum bedrohen würde.

Link zum Volltext


7. Streit um HD-Ausstrahlung

Es geht wie immer um das liebe Geld im Streit zwischen den Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Kabel Deutschland. Innerhalb weniger Stunden protestierten kurz vor Jahreswechsel mehr als 2000 Zuschauer in einer Petition gegen die Weigerung des Kabelnetzbetreibers, die HD-Programme von ARD und ZDF in ihr Netz einzuspeisen. Kabel Deutschland verteidigt die Weigerung mit Blick auf die Kosten. Die Institution beklagt, dass sich ARD und ZDF an den durch die HD-Showcases verursachten Mehrkosten nicht beteiligen wollen.

Link zum Volltext


8. Meldungen

Rückblick: Kammerflimmern in der Kiste

Am 14.11.20009 fand in Köln eine Debatte zur Situation in der Fernsehbranche statt, zu der rund 100 Fernsehschaffende kamen. Insbesondere in der Diskussion zwischen Experten und dem Publikum wurde deutlich, wie drastisch sich die Bedingungen in der Branche verschlechtert haben. Die Veranstaltung wurde auf Film mitgeschnitten. Auszüge daraus können auf unserer Homepage angeschaut werden.

Link zu den Video-Mitschnitten

iSFF mit neuem Internetauftritt

Das berliner Weiterbildungsinstitut iSFF und Kooperationspartner vom BundesFilmVerband startet ins neue Jahr mit einem Relaunch seines Internetauftritts und natürlich wieder mit einem spannenden und qualitätsorientierten Programm für 2010. Als Partner erhalten die BFV/ver.di – Gewerkschaftsmitglieder beim iSFF auf alle Kurse 20% Ermäßigung auf die Kurse. Wer sich überzeugen möchte, klickt einfach den unten stehenden Link an:

http://www.isff-berlin.eu/

Rekorde in deutschen Filmtheatern – deutsche Kinoproduktionen bei über 27%

143.847.077 Besucher lösten laut Nielsen EDI vom 1. Januar 2009 bis zum 3. Januar 2010 ein Ticket in einem der deutschen Filmtheater. Das entspricht einem Zuwachs von 16,4 Prozent im Vergleich zu 2008 als rund 124 Mio. Karten verkauft wurden. Mit über 8,7 Mio. Besuchern belegte "Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los“ Platz 1 der Box-Office Hits. Er sorgte – gemeinsam mit anderen 3-D-Spektakeln – auch für ein kräftiges Umsatzplus. „Avatar“ sahen innerhalb von zwei Wochen bereits knapp vier Mio. Zuschauer. „Oben“ lockte 2.948.425 Mio. Besucher an. „Wir beobachten einen wachsenden Trend im Bereich 3D-Digital“, so Dr. Andreas Kramer, Geschäftsführer des HDF KINO e.V. Aus Deutschland zogen vor allem Komödien. Michael „Bully“ Herbigs "Wickie und die starken Männer“ führt die Hitparade mit 4,9 Mio. Zuschauer an, gefolgt von „Zweiohrküken“, „Die Päpstin“, Inglorious Basterds“ und „Der Vorleser“. Vom 1. Januar 2009 bis zum 3. Januar 2010 wurden 38.677.595 Tickets für deutsche Filme (inklusive Koproduktionen) verkauft - das sind 26,9 Prozent aller gelösten Karten. Der Umsatz lag bei rund 245,7 Mio. Euro. Dies bedeutet einen Marktanteil nach Umsatz von 25,5 Prozent und damit eine deutliche Steigerung gegenüber dem ohnehin hohen Anteil aus 2008.

Deutsche Filme haben gute Chancen bei den Golden Globes

Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) hat auch in seinem dritten Jahr die zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von 60 Mio. Euro fast ausgeschöpft und zugleich mehr Filme gefördert als jeweils in den beiden Jahren zuvor. Insgesamt bewilligte der Fonds zwischen Januar und Dezember 2009 rund 59,6 Mio. Euro für 104 Projekte, darunter 38 internationale Koproduktionen, die in Deutschland realisiert wurden oder demnächst begonnen werden. Darunter sind zwei große internationale Koproduktionen - der Thriller UNKNOWN WHITE MALE mit Liam Neeson und Diane Kruger in den Hauptrollen, der ab Februar gedreht wird, sowie der neue Film von Roland Emmerich ANONYMOUS, für den im März die erste Klappe fällt. Über das Jahr gerechnet sorgen die vom DFFF geförderten Projekte, darunter 76 Spielfilme, 24 Dokumentationen und 4 Animationsfilme, für filmwirtschaftliche Effekte in einer Größenordnung von über 344 Mio. Euro in der deutschen Filmproduktionsbranche. „Abweichend von den beiden Vorjahren lag der Schwerpunkt unserer Fördertätigkeit mit 77 Bewilligungen diesmal eindeutig in der zweiten Jahreshälfte, weil ein Teil der Produktionen in Folge der Finanzkrise wie auch der verspäteten Auszahlung von FFA-Referenzmitteln verschoben wurde“, erklärt DFFF-Projektleiterin Christine Berg. Am Ende eines für die Filmwirtschaft nicht ganz einfachen Jahres sei jedoch ein deutlicher Aufschwung zu verspüren gewesen.

Änderung der DFFF-Richtlinien

Die versprochene Evaluierung des DFFF ist abgeschlossen. Das BKM änderte zum 1. Januar 2010 die Richtlinie in einigen Punkten. Neben kleineren sind es vor allem zwei wesentliche Änderungen: Als Reaktion auf den Streit um Amphibienfilme (Anonyma, Baader Meinhof Komplex, John Rabe …) wurde der Druck erhöht, keine Mogelpackungen abzuliefern und für Fernsehfilme einen Alibikinostart einzuplanen. Die Länge des Mehrteilers muss die des Kinofilms um mindestens 20 Prozent überschreiten und der Film muss mit mindestens 200 Kopien ausgewertet werden. Endlich werden auch Drehbuchgagen bis zu 3 Prozent der deutschen Herstellungskosten anerkannt, im Höchstfall jedoch bis zu einer Höhe von 150.000 Euro. Dass ausgerechnet die wichtigste Grundlage für einen erfolgreichen Film nicht berücksichtigt worden war, hatte sofort nach Bekanntwerden der Richtlinie allgemein für Unmut gesorgt. Last but not least werden bei Spielfilmen Dreharbeiten im Ausland bis zu 40 Prozent der Gesamtdreharbeiten anerkannt.

DFFF macht international Schule

Österreichs Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner stellte am 22. Januar in Wien das Fördermodell "Filmstandort Österreich" vor, für dessen Ausgestaltung der DFFF Vorbild war. Um die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Films zu stärken und internationale Produktionen ins Land zu holen, stehen 20 Mio. Euro zur Verfügung. Noch in diesem Jahr sollen fünf Mio. Euro davon ausgeschüttet werden, der Rest in den Jahren 2011 und 2012.
Nach Österreich und Frankreich plant jetzt auch die tschechische Regierung ein Steueranreizmodell für Filmproduktionen, das an den DFFF angelehnt ist. Anfang Januar wurde es der Europäischen Kommission vorgelegt. Offenbar gab es zahlreiche verheißungsvolle Vorgespräche, dass das Gesetz diese Hürde ohne Probleme nehmen und das Anreizmodell somit schon im Februar in Kraft treten könnte.

ARD und RTL Marktführer 2009

Fünf Minuten sah jeder Deutsche 2009 länger fern als noch ein Jahr zuvor, womit jeder von uns 3 Stunden und 32 Minuten vor der Glotze hängt. Trotzdem reißen die Unkenrufe nicht ab, dass der nachwachsende Teil der Bevölkerung dem Bildschirm die Kalte Schulter zeigt und lieber im Internet surft. Das Erste ist wieder Marktführer, 12,7 % schalteten die ARD im Schnitt ein, das ist aber ein Minus von 0,7% im Vergleich zum Vorjahr mit seinen zahlreichen sportlichen Großereignissen. Zusammen mit den Dritten kommen die Sender damit auf einen Marktanteil von knapp 25% der Zuschauer. Bei den Gesamtzuschauern liegt RTL mit 12,5% knapp hinter der ARD, gleichauf mit dem ZDF. Die Mainzer verloren 0,6%, was sie sicher im Olympia- und Fußball-WM-Jahr wieder aufholen können. Sat 1 schwächelt weiter bei 10,8%, Pro7 liegt bei 6,6% Marktanteil. Vox folgt mit 5,4%, RTL II erreichte ebenso wie Kabel 1 eine Quote von 3,9%.

ARD will doch Kanal für jüngere Zuschauer etablieren

Peter Bopudgous tließ sich nicht provozieren, aber jetzt bestätigt WDR-Intendantin Monika Piel, dass die ARD nach dem Vorbild des ZDF Digitalkanals „Neo“ über ein Programm für jüngere Zuschauer nachdenkt. Im Mittelpunkt steht dabei der Umbau des digitales Spartenkanal Einsfestival, meldet FOCUS. In einem internen Papier der ARD-Gremienvorsitzenden vom 1. Dezember heißt es dazu: „Die Ausrichtung von Einsfestival ist ein wichtiger Baustein in der ARD-Gesamtstrategie.“ Geldprobleme könnten jedoch das etwa 30 Millionen Euro teure Projekt lähmen: Auf der Intendanten-Sitzung in Berlin wollte der WDR, dem bis 2012 ein Finanzloch von 100 Millionen Euro droht, andere Sender per Umlage an den Kosten beteiligen. Deren Chefs hätten jedoch abgewunken.

Deutsch-russische Zusammenarbeit nimmt Gestalt an

Die Politik kommt nicht voran, daher versuchen jetzt deutsche und russische Filmemacher, Förderer, Festivals und Hochschulen die Kooperationsbemühungen in einer neuen Initiative zu bündeln. Am 17. Februar werden sich zum ersten Mal die Vorstände eines Fördervereins treffen, der sich den Ausbau der Zusammenarbeit auf die Fahnen geschrieben hat. Im Rahmen des Petersburger Dialog im Frühjahr soll er endgültig gegründet werden. Zu den Initiatoren gehört Angelika Krüger-Leißner, die filmpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Simone Bauman, L.E. Vision leitet den Vorstand. Auf deutscher Seite engagieren sich unter anderen Kirsten Niehuus, Intendantin des Medienboards Berlin-Brandenburg, Roland Rust, Filmfestival Cottbus, die Veranstalter der Russischen Filmwoche in Berlin und des Festivals Go East in Wiesbaden sowie Dieter Wiedemann, Rektor der HFF „Konrad Wolf“.



9. Anmeldung/Impressum

Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint immer am vierten Donnerstag im Monat. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Hamburg
Olaf Hofmann
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
fon: 040.28056067, fax: 040.25328815
mail: olaf.hofmann@connexx-av.de

Redaktion: Olaf Hofmann
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover




Ausklappen/Einklappen