BFV-Newsletter 2/2006

BFV-Newsletter 2/2006

Sie erhalten heute von connexx.av den zweiten BFV-Newsletter. connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem Newsletter fuer bessere Information und Transparenz bei den Beschaeftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden.
Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschaeftigten. Er tritt fuer Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenueber Sendern, Produzenten und der Politik an (http://www.connexx-av.de/filmfernsehproduktion_bfv.php). Wenn Sie in Zukunft diesen Newsletter erhalten wollen, registrieren Sie sich bitte unter: http://www.connexx-av.de/newsletter_bfv.php

Inhalt
1. filmfon: Beratungsnetzwerk fuer Filmschaffende gestartet
2. BFV-Kritik: Tarifbindung kein Kriterium fuer Produktionskostenerstattung
3. Produzenten Allianz fuer 2007 beschlossen
4. ver.di-fernsehpreis verliehen
5. WM-Film: Ein unmoralisches Angebot
6. Brief ins Kanzleramt und Foerder-Kritik der Regisseure
7. Kurzmeldungen
8. Anmeldung/Impressum


1. filmfon: Beratungsnetzwerk fuer Filmschaffende gestartet
Die Beratungsintensitaet fuer den Bereich der Film- und Fernsehschaffenden ist in den letzten zwei Jahren enorm angestiegen. Gepraegt durch wechselnde Arbeitsverhaeltnisse und Beschaeftigungsformen wie projektbefristet, bedarfsorientiert, unstaendig beschaeftigt oder freiberuflich ergeben sich fuer Berufe beim Film ohnehin schon die vielseitigsten Rechtsfragen. Verstaerkt wird der Bedarf an Beratung insbesondere durch die Reformen beim Sozial- und Urheberrecht sowie neuer Tarifregelungen zum Zeitkonto bei den auf Produktionsdauer beschaeftigten Filmschaffenden.
Deshalb starten connexx.av und der BundesFilmVerband in ver.di (BFV) das ergaenzende Beratungsnetzwerk exklusiv fuer Filmschaffende - filmfon erweitert den bewaehrten Service von connexx.av und mediafon. Das achtkoepfige Beraterteam von filmfon kommt direkt aus der Branche und verfuegt ueber ein umfangreiches Know-how, so dass alle relevanten Bereiche vom Tarif- und Sozialrecht bis hin zum Vertrags- und Urheberrecht sowie Fragen zur Berufsbildung bearbeitet werden koennen.
filmfon funktioniert nach dem Modell des Beratungsnetzwerkes fuer Selbstaendige mediafon: Die Anrufer werden zunaechst zentral angenommen und entsprechend ihrer Fragestellung an die jeweiligen Experten weitergeleitet. Dafuer steht ein vorgegebener, zeitnaher Termin des filmfon-Beraters zur Verfuegung. Wie bei mediafon werden fuer Nicht-Gewerkschaftsmitglieder Beratungsgebuehren faellig: pro angefangener Viertelstunde kostet die Beratung beim filmfon 12,50 Euro. Fuer ver.di-Mitglieder ist die Beratung kostenlos. Die Beratung ist ebenfalls kostenlos, wenn die Anrufer sich nach erfolgter Beratung fuer eine Mitgliedschaft bei ver.di entscheiden. In der ersten Phase von filmfon wird die Telefonzentrale von 10.00 bis 13.00 Uhr besetzt sein. Darueber hinaus besteht die Moeglichkeit Anfragen per E-Mail an das filmfon zu senden: Hotline 01805-34 56 36, mail: mailto:filmfon@connexx-av.de.


2. BFV-Kritik: Tarifbindung kein Kriterium fuer Produktionskostenerstattung
Trotz der Ankuendigung am 6. Oktober sind immer noch nicht alle inzwischen verbindlich vereinbarten Kriterien zur Vergabe von jaehrlich bis zu 60 Millionen Euro Filmproduktionskostenerstattung (s. BFV-Newsletter 1/2006) veroeffentlicht. Trotzdem spricht Kulturstaatsminister Bernd Neumann von "einem ausgezeichneten Ergebnis". Nach dem Modell ist eine Erstattung von 16 bis 20 Prozent der in Deutschland ausgegebenen Produktionskosten moeglich. Dabei muss es sich um Spielfilme mit einem Mindestproduktionsbudget von 1 Mio Euro sowie Dokumentar- und Animationsfilme fuers Kino handeln, bei denen mindestens 25 Prozent des Produktionsbudgets in Deutschland ausgegeben werden und der Streifen einem so genannten "kulturellen Eigenschaftstest" genuegt.
Die Kostenerstattung wird ab 1. Januar 2007 ueber die Filmfoerderungsanstalt FFA abgewickelt. "Kein Kriterium", kritisiert der BundesFilmVerband in ver.di, "soll die Einhaltung tariflicher Mindestbedingungen (z.B. zu Arbeitszeiten mit Zeitkonten und Bezahlung) der bei der Filmproduktion Beschaeftigten sein. Das ist angesichts der Verwendung von Steuergeldern unverstaendlich". Dass Produktionsfirmen bei einer Foerderung dieser Guete fuer die Nicht-Einhaltung von Tarifstandards auch noch belohnt werden, fuehrt den "kulturellen Eigenschaftstest" schon in sich selbst ad absurdum. Neben jenen "Kulturtest" gehoert genauso ein Tariftest fuer angemessene Mindestbedingungen am "Set". Nicht hinzunehmen ist, dass bei diesem Foerdermodell Vertraege auf Rueckstellung Einzug halten, wie wir sie von anderen Kinoproduktionen kennen.
http://www.kulturstaatsminister.de


3. Produzenten Allianz fuer 2007 beschlossen
Spaetestens Ende 2007 soll es mit der Produzenten Allianz eine einheitliche und durchsetzungsstarke Interessenvertretung der Film- und TV-Produzenten in Deutschland geben. Entsprechende Sondierungsgespraeche des Bundesverbandes Deutscher Fernsehproduzenten, der AG Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten und des Verbandes Deutscher Spielfilmproduzenten muendeten nun in entsprechende Gremienbeschluesse. Laut Stefan Arndt, Vorstand von X Filme, koenne man sich "wirklich keine Schere im Kopf mehr leisten, die uns auf der Organisationsebene in Kino- und TV-Leute unterteilt - das ist einfach gestrig."
http://www.film20.de


4. ver.di-Fernsehpreis verliehen
Der ver.di-Fernsehpreis geht dieses Jahr an Holger Carsten Schmidt und Damir Lukacevic. Die Vorsitzende des Gewerkschaftsrats der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Margrit Wendt, ehrte im Landesfunkhaus des Bayrischen Rundfunks Schmidt fuer sein Drehbuch zum Film "In Sachen Kaminski", der beim SWR ausgestrahlt wurde. Lukacevic wird fuer seine Regie beim Film "Heimkehr" ausgezeichnet, der im ZDF lief. Beide Preise sind mit jeweils 7500 Euro dotiert.
http://www.verdi.de


5. WM-Film: Ein unmoralisches Angebot
Mit grossem Erfolg laeuft derzeit Soenke Wortmanns WM-Filmtagebuch "Ein Sommermaerchen" mit rund 600 Kopien in deutschen Kinos. Fuer 2008 plant ein "namhafter deutscher Regisseur", so der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), einen weiteren Kinofilm - diesmal ueber die Fussball-WM 1974. Der Haken: In einer Mail der Produktionsgesellschaft wird der DGB laut ihrem Chef Michael Sommer ganz unverfroren eingeladen, das "Drehbuch gegen Geld mitzuschreiben". Zum Beleg zitiert der DGB-Mediennewsletter das Schreiben: "Wir koennen uns sehr gut vorstellen, Ihre Organisation optimal in den Handlungsstrang des Films zu integrieren. Innerhalb der Handlung gibt es wiederholt Szenen, in denen sich eine reale Einbindung Ihres Produktes z. B. durch mehrmalige Einblendung eines Plakates, anbietet und somit einen positiven Imagetransfer fuer den DGB bewirken wuerde. Fuer die Integration Ihrer Produkte wuerden in Ihrem Haus Kosten in Hoehe von 15.000 Euro entstehen.". Dankend hat der DGB abgelehnt.
http://www.dgb.de


6. Brief an Kanzlerin und Foerder-Kritik
Auf Missstaende im deutschen Filmwesen machen ein Brief ans Kanzleramt und ein Artikel in der "Sueddeutschen Zeitung" aufmerksam. Mehr als 1000 Filmschaffende - Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Szenen- und Kostuembildner, Requisiteure, Maskenbildner und andere - haben sich in den letzten Wochen von drei Dutzend Drehorten an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt. Mit der Aktion sollen Aenderungen bei der Reform des "Hartz"-Paketes (s. BFV-Newsletter 1/2006) erreicht werden, insbesondere bei der Arbeitslosengeldregelung. Unter der Ueberschrift "Der Profit der Anderen" sorgt sich Eberhard Hauff, Vorstand des Bundesverbandes der Fernseh- und Filmregisseure (BVR), darum, dass Regietalente wie Florian Henckel von Donnersmarck ("Das Leben der Anderen") verprellt werden. Hintergrund: Laut Filmfoerdergesetz stehen nur der Produktionsfirma und nicht auch dem Regisseur Preis- und Foerdergelder zu. Auch die Aenderung des Urheberrechts (s. BFV-Newsletter 1/2006) verschaerfe die Situation.
http://www.regieverband.de


7. Kurzmeldungen
Vorlaeufige Kinoquartalszahlen: Von Juli bis September liegen die deutschen Kinos gegenueber dem Vorjahresvergleichszeitraum im Plus, ermittelte Nielsen EDI. 28,8 Millionen Besucher sorgten fuer 174,2 Mio Euro Umsatz - ein Zuwachs von rund vier Prozent.

FFA-Erklaerung zur EU-Novelle der TV-Richtlinie: Der Verwaltungsrat der Filmfoerderungsanstalt (FFA) hat Ende September 2006 zur sog. "Fernsehrichtlinie" der EU Stellung genommen. Darin wird u.a. bei TV-Veranstalter eine Erhoehung des Anteils an nicht-einheimischen europaeischen Werken und an europaeischen Kinofilmen gefordert. Beim Jugendschutz soll nicht das Herkunftslandprinzip eingefuehrt werden. Prinzipiell wendet sich die FFA gegen Produktplazierung, die kuenftig unter bestimmten Kriterien erlaubt sein soll.

Umstrukturierung bei Bavaria: Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Bavaria Film GmbH haben eine Umstrukturierung der Bavaria Film Gruppe beschlossen. Vom 1. Februar 2007 an wird eine Holding mit schlanken Zentralabteilungen geschaffen, bei der allerdings die operative Verantwortung fuer die Beteiligungen bei den beiden Geschaeftsfuehrern Dr. Matthias Esche und Dr. Dieter Frank bleibt.

Filmstatistisches Jahrbuch 2006: Das neue Filmstatistische Jahrbuch 2006 (Hrsg. SPIO) ist Mitte September in der Schriftenreihe zu Medienrecht, Medienproduktion und Medienoekonomie der Nomos Verlagsgesellschaft erschienen.

DOK Leipzig: Das internationale Dokumentarfilmfestival Leipzig zeigt vom 30. Oktober und 5. November etwa 400 Dokumentar- und Animationsfilme. Im Wettbewerb fuer deutsche Dokfilme konkurrieren zehn Titel um eine Auszeichnung, darunter sechs von Regisseurinnen.

Prix Europa 2006: Mit einem Live-Konzert, uebertragen in 20 Laender, findet derzeit in Berlin der Prix Europa 2006 als groesster kontinentaler Wettbewerb fuer Radio-, Fernseh- und Internetproduktionen statt.

Uebernahmen in NRW: Die CineMedia Film AG uebernahm zum 1. Oktober ueber ihre Tochtergesellschaft CinePostproduction in Nordrhein-Westfalen das Film Lab und die Videoabteilung des insolventen Wettbewerbers ProCine Filmtechnik einschliesslich der Mitarbeiter der Abteilungen. Zugleich hat die Colonia Media in Koeln Ende September die Koelner Niederlassung der Bavaria Production Services uebernommen.

Berliner Union-Film baut aus: Die Berliner Union-Film wird in den naechsten Monaten annaehernd zehn Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung des TV- und Filmproduktionsstandortes investieren. Auf dem Gelaende im Sueden der Metropole werden bis September 2007 ein neues Studio und ein neuer Bereich fuer Aussendrehs entstehen sowie neue Technik installiert und mehrere Ausbildungsplaetze geschaffen.

Erste deutsche Synchronfirma an der Boerse: Seit 16. Oktober sind die Aktien der Berliner Synchron AG zu erwerben - des ersten deutschen Unternehmens der Branche, das den Gang an die Boerse wagt. Der Erloes von rund 1,7 Mio Euro soll in den Studioausbau und die Uebernahme von Wettbewerbern investiert werden.

Odeon Film AG kauft zu: Die Odeon Film AG mit Sitz in Muenchen und Berlin hat das junge Produktionsunternehmen enigma film mehrheitlich uebernommen. Die Firma arbeitet an zwei Kinofilm-Projekten.


Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint immer am dritten Mittwoch im Monat.


8. Anmeldung/Impressum
Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persoenlich an unter http://www.connexx-av.de/newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av c/o ver.di
Olaf Hofmann
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
fon: 040.28056067, fax: 040.25328815
mail: mailto:olaf.hofmann@connexx-av.de

Redaktion dieses Newsletters:
Olaf Hofmann und konzeptW (mailto:olaf.hofmann@connexx-av.de)

Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, connexx.av, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av c/o ver.di
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover
fon: 0511-12 400 601
mail: mailto:wille.bartz@connexx-av.de

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