ver.di FilmUnion - Newsletter 09/2012

Die ver.di FilmUnion will mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Die ver.di FilmUnion bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Fernsehschaffenden und allen anderen Beschäftigten in Produktions-, Dienstleistungs- und Studiobetrieben. Sie tritt für Kunstfreiheit, gerechte Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung und insbesondere der Umsetzung tariflicher Bestimmungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt sie eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmbeschäftigten in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an.
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Inhalt

  1. NDR-Gespräche zu „Equal-Pay“ sind am 8.10.2012 gestartet
  2. Tariferhöhungen erst 2013 für Bavaria-Firmen in München?
  3. Freie Beschäftigte in Österreich fordern die Erhöhung der Honorare beim ORF
  4. Neue Vergütungsregelung: ZDF, Verband der Drehbuchautoren und Produzentenallianz einigen sich
  5. Die letzte Klappe: D. Heinze verurteilt – Kontrollsystem bei der ARD angeprangert
  6. Meldungen
  7. Impressum / Abo


1. NDR-Gespräche zu „Equal-Pay“ sind am 8.10.2012 gestartet

Mit einem Schreiben hat sich die ver.di FilmUnion Ende August an den Intendanten des NDR, Lutz Marmor, und die Produktionsdirektion gewandt und darin auf die sozial und wirtschaftlich schwierigen Arbeits- und Leistungsbedingungen der „freien“ EB-Kamerateams sowie anderer selbstständiger technischer Dienstleister hingewiesen. Im Rahmen eines „NDR-Equal-Pay-Day“ hat die ver.di FilmUnion am 3.9.2012 (siehe vFU-Newsletter 08/2012) im NDR auf das Thema aufmerksam gemacht: „Es klaffen große Lücken in der Bezahlung von technischen Berufen zwischen Festangestellten und „Freien“ beim NDR, dazu kommt das Sozialversicherungs- und Unternehmerrisiko, das die Freien selber tragen müssen.“ Am 8. Oktober kam es daraufhin es zu einem ersten Gespräch zwischen Gewerkschaftern und Vertretern des NDR. Dabei haben die Vertreter der ver.di FilmUnion auf ihr Kernanliegen gedrungen: die Vergütungssätze der selbstständigen technischen Dienstleister sollen an die bestehenden Tarifen beim NDR angepasst werden und zwar unabhängig davon, ob diese auf Basis von Werkverträgen oder Arbeitnehmerüberlassung beschäftigt werden. Darüber hinaus will ver.di auch eine Mindestform der sozialen Absicherung. Der NDR lehnt zwar die Höhe der Vergütungsforderung ab, argumentiert seinerseits mit „Marktpreisen“, kann aber den Forderungen der Gewerkschaft nach mehr Sicherheit und Vertrauensschutz der EB-Teams und technischen Dienstleister im Kern folgen.

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2. Tariferhöhungen für Münchner Bavaria-Firmen erst 2013?

Am 24. 9.2012 kam es zum ersten Sondierungsgespräch für einen Haustarifvertrag bei Bavaria-Film, Bavaria-Studios und BPS. Obwohl die Aufforderung zu Haustarifverhandlungen durch ver.di bereits Anfang August erfolgte, sehen sich die Vertreter der Bavaria-Firmen erst gegen Ende Oktober in der Lage in Tarifverhandlungen einzutreten. Und dies soll nach dem Willen der Geschäftsführungen in getrennten Verhandlungen für alle drei Firmen stattfinden, obwohl alle unter dem Dach der Bavaria zu einem Konzern gehören und am Standort München die Rahmenbedingungen identisch sind. Die ver.di FilmUnion hat darauf gedrungen, gemeinsam für die Firmen ein möglichst zügiges Verhandlungsergebnis zu erreichen, damit endlich die dringend erwarteten Tariferhöhungen für die betroffenen Beschäftigten erreicht werden. Dem haben die Vertreter der Bavaria-Firmen eine deutliche Absage erteilt und stehen nicht mehr zu früheren Tarifangeboten. Es deuten sich demnach langwierige Verhandlungen an

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3. Freie Beschäftigte in Österreich fordern Honorarerhöhungen beim ORF

„Die freien MitarbeiterInnen des ORF produzieren maßgeblich, was den Bildungsauftrag rechtfertigt. Sie arbeiten an jenen Programmen, die oftmals keine Werbeeinnahmen bringen, keine Publicity, sondern nur öffentlich-rechtlichen Mehrwert“, schreiben Dutzende von ORF-MitarbeiterInnen in einem offenen Brief, der Mitte September im „Standard“ veröffentlicht wurde. Jener Wert sei es jedoch, der die Existenz eines gebührenfinanzierten ORF samt seiner DirektorInnen überhaupt erst rechtfertige. Management bedeutet Verantwortung. Diese werde jedoch im Falle der freien MitarbeiterInnen bis dato nicht übernommen. Stattdessen wird ein neues Programm präsentiert, während die Finanzierung des vorhandenen Programms noch immer nicht geregelt sei. Diese Wahrheit störe die Verantwortlichen aus Imagegründen und die Betroffenen aus Überlebensgründen. Doch solange diese Wahrheit nicht durch Taten nachhaltig widerlegt wird, ist sie dem ORF zumutbar. Die ORF-Direktion war „not amused“ über den offenen Brief.

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4. Neue Vergütungsregelung: ZDF, Verband der Drehbuchautoren und Produzentenallianz einigen sich

Für Drehbuchautoren gelten bei ZDF-Auftragsproduktionen ab sofort neue Vergütungsregeln, die von Vertreterinnen und Vertretern des ZDF, des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren und der Produzentenallianz ausgehandelt wurden. Eine Neuregelung war nötig, weil die geltende Regelsammlung 2011 ausgelaufen war. Diese Vereinbarung hatte das ZDF mit dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage (VDB) abgeschlossen und wurde für nicht im VDB organisierte Drehbuchautoren gleichermaßen angewendet. Das ZDF befand sich dabei unter gehörigem Druck. Einerseits musste ein neues Regelwerk her, das z.B. auch neue Verwertungsrechte mit abgelten sollte, andererseits spürte das ZDF wirtschaftlichen Druck, welcher keine großen Zugeständnisse an die Autoren zuließ. Das neugefasste Regelwerk, das ein flexibles Vergütungssystem beinhaltet, ist das Ergebnis der teils knochenhart geführten Verhandlungen. Wir untersuchen, was es taugt.

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5. Die letzte Klappe: D. Heinze verurteilt – Kontrollsystem bei der ARD angeprangert

Die ehemals mächtige TV-Produzentin Doris Heinze, die lange Zeit innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten beinahe nach Belieben schalten und walten konnte, wurde am 8.10.2012 in Hamburg wegen Bestechlichkeit, Untreue und Betrug zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und 10 Monaten verurteilt. Das Strafmaß wurde zur Bewährung ausgesetzt. Eine Spurensuche: Doris Heinze kannte sich aus mit Verbrechen und Verbrechern. Die Arbeit von Polizisten und Staatsanwälten war ihr vertraut, Tatorte waren ihr Metier. Laut Thomas Schreiber, Leiter des NDR-Programmbereichs Fiktion & Unterhaltung, war sie „eine Visionärin, eine ganz exzellente Dramaturgin und Redakteurin“. Heinze wurde neben ihrer Tätigkeit als Produzentin von TV-Filmen der romantischen Art besonders für ihre Verdienste um die NDR-„Tatort“-Reihe geschätzt, als Spiritus Rector der Ermittler Charlotte Lindholm, Borowski & Jung und Cenk Batu, dem ersten „Tatort“-Kommissar mit Migrationshintergrund.

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6. Meldungen

Verleihung des ver.di Fernsehpreises zum ersten Mal in der Akademie der Künste

Zum ersten Mal überhaupt wurde der ver.di Fernsehpreis dieses Jahr in den Räumen der Akademie der Künste im Hanseatenweg in Berlin überreicht. Bei einem Festakt am 27. September wurden Burhan Qurbani für seine Regie beim Film "Shahada" und Max Zeitler und Boris Dennulat für das Drehbuch zum Film "Wer rettet Dina Foxx" geehrt. Beide Filme liefen im ZDF, „Shahada“ war 2011 sogar im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin zu sehen. „Die Räume der Akademie sind eine gute Wahl“, sagte Akademiepräsident und ver.di-Mitglied Klaus Staeck in seiner Eröffnungsansprache, er freue sich jedenfalls, Gastgeber dieses prestigereichen Preises zu sein. Voraussichtlich wird die Akademie auch nächstes Jahr der Verleihung des ver.di Fernsehpreises einen würdigen Rahmen verleihen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann betont Bedeutung von Medien und Film für den Wirtschaftsstandort Berlin und Brandenburg

Anlässlich der Media Night im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann: "Medien und Film sind für den Wirtschaftsstandort Berlin und Brandenburg von herausragender Bedeutung. Von der EU-Kommission wird Berlin als europaweit wichtigster Internetstandort neben Cambridge bezeichnet, und mit dem Studio Babelsberg verfügt Berlin-Brandenburg über einen der bedeutendsten Filmproduktionsstandorte in der Welt." Staatsminister Bernd Neumann kritisierte in diesem Zusammenhang die Pläne des Landes Brandenburg, den Zuschuss für das Medienboard Berlin-Brandenburg deutlich zu reduzieren: „Es ist mir völlig unverständlich, dass Brandenburg seine Förderung um 400.000 Euro kürzen will und damit ein negatives Signal für den Medienstandort Berlin-Brandenburg setzt. Hier ist das Land Berlin zu loben, dass seinen Zuschuss um 1,2 Millionen Euro erhöht.“ Der Staatsminister sagte weiter: „Das verpflichtet natürlich die Politik durch attraktive Rahmenbedingungen dieser herausgehobenen Position Rechnung zu tragen. Der Bund wird deshalb auch im nächsten Jahr konstant bei seiner wirkungsvollen Filmförderung mit dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF) bleiben, der seit rund sechs Jahren ganz entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Filmwirtschaft beiträgt. Der DFFF wird weiterhin mit 60 Millionen Euro ausgestattet, damit unter anderem auch in Babelsberg große, internationale Filme produziert werden können.“

FilmStoffEntwicklung 2012 – Tag der Dramaturgie am 10. November in Berlin

Der "Tag der Dramaturgie", der sich in den vergangenen Jahren einer hervorragenden Resonanz erfreuen konnte, wird zum vierten Mal in 15 Einzelveranstaltungen verschiedenen Aspekten der Stoffentwicklung nachspüren: Podiumsdiskussionen, Vorträge, Case-Studies und Experten-Gespräche in den drei Programmsäulen Kino, TV und "Neues aus der Dramaturgie", wobei sich letztgenannte Sparte sowohl mit innovativen dramaturgischen Ansätzen und Techniken als auch mit neuen Formaten und transmedialem Erzählen befasst.
Ort: Veranstaltungsräume des Verlags »Der Tagesspiegel«, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin (S-Bhf. Anhalter Bahnhof)
Zeit: 10.11.12, 10.00 bis 19.00 Uhr, mit anschließender Feier zum Jubiläum

UFA klärt Kinder über Urheberrechtverletzungen auf

Je früher desto besser, denn jedes Kind könnte später im Leben zum möglichen Urheberrechtsverletzer werden, wenn es nicht entsprechend aufgeklärt wurde. So musste die UFA gedacht haben, als sie eine neue Anti-Piraterie-Kampagne startete, mit der sie sich speziell an Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren richtet, Hintergrund ist die Erkenntnis, dass Plattformen wie kino(x).to oder movie2k.to von sehr jungen Menschen besonders stark genutzt werden.

Kern der Kampagne ist ein Spot mit dem Arbeitstitel "Out of Money", der sich hoffentlich viral verbreitet. Er zeigt einen Agenten-Film für Kinder, der zunächst mit furios inszenierten Actionsequenzen beginnt, aber ohne Requisiten, Team, Bild oder Ton endet. Damit wolle man nicht nur den wirtschaftlichen Schaden durch illegale Downloads veranschaulichen, sondern mit den Verlust von Arbeitsplätzen oder der leidenden Qualität der Filme auch eine persönliche Ebene mit einbringen.

Für Aufmerksamkeit an „Out of Money“ setzt die UFA auf bekannte Gesichter: So steht der unter anderem aus "Doctor's Diary" bekannte Kai Schumann vor der Kamera, außerdem sind Maxim Mehmet, Frederik Lau, Susan Hoecke, Carlo Ljubek, Timo Jacobs und Hans Uwe Bauer dabei. Regie hat Sergej Moya geführt, der kürzlich mit seinem Crowdfunding Projekt „Hotel Desire“ bekannt wurde. Als Kameramann agierte Jan Prahl.

Digitales Fernsehen ist auf dem Vormarsch

Innerhalb eines Jahres hat die Digitalisierung des Fernsehempfangs einen deutlichen Sprung gemacht. Rund 29,5 Millionen TV-Haushalte in Deutschland haben 2012 Zugang zum digitalen Fernsehen. Das entspricht 77,8 Prozent – 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Analoges Fernsehen empfangen jetzt nur noch 22,2 Prozent, im Vorjahr waren es noch 32,2 Prozent. Das sind Ergebnisse des „Digitalisierungsbericht 2012“, den die Landesmedienanstalt auf der Medienwoche im Rahmen der IFA vorgelegt hat. Knapp fünf Millionen Haushalte, vor allem in größeren Städten, nutzen den Übertragungsweg DVB-T – das sind mit 12,5 Prozent 0,7 Prozent mehr als letztes Jahr. Auch das Fernsehen über die DSL-Leitung - das sogenannte IPTV - findet neuen Zuwachs. Mittlerweile nutzen diese Art der Übertragung 1,6 Millionen Haushalte in Deutschland. Der Gesamtanteil stieg von den drei Prozent im Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte.

Die Finanzkrise und ihre Auswirkung auf gebührenfinanziertes Radio und TV

Die Eurokrise macht auch vor Radio- und TV-Sendern nicht Halt: Portugal überlegt gerade, ob die öffentlich-rechtlichen Sender privatisiert werden können. Was hierzulande wie ein schlechter Witz klingt, könnte angesichts der Sparmaßnahmen wegen der Finanzkrise in Portugal ernst werden: Die Wirtschaftszeitung „Diário Económico“ vermeldete, dass die portugiesische Regierung um den Sozialdemokraten Passos Coelho derzeit prüfe, inwieweit die kostbaren Sendelizenzen auch an private Investoren veräußert werden können. Die Opposition sieht die öffentlich-rechtliche TV-Welt bereits untergehen: Mit der Privatisierung von RPT werde ein „Teil des Erbes und des Gedächtnisses des portugiesischen Volkes“ aufs Spiel gesetzt.

Nach breiter öffentlicher Kritik ruderten die Verantwortlichen zurück: Der bisherige Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks solle auch zukünftig fortgeführt werden – trotz privatfinanzierter Sendelizenzen. Der Kulturkanal RTP 2 stehe aber dennoch vor dem Ende. Die Mitarbeiter der betroffenen Sender fordern, dass die neue Führungsriege aus dem öffentlichen Dienst stamme. Die Regierung wolle „in Kürze“ die neuen Chefs ernennen.

Nachdem Portugal im Mai 2011 Finanzhilfen von der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) beantragte, steht die Regierung unter enormen Sparzwang. Auch Teile des Flughafens, der Eisenbahn oder des staatlichen Energieversorgers sollen teilprivatisiert werden.



7. Anmeldung/Impressum

Erscheinungsdatum: Der ver.di-FilmUnion-Newsletter erscheint grundsätzlich am Ende eines Kalendermonats. Aus Termingründen sind Verschiebungen des Versandes nicht auszuschließen. Wenn Sie den ver.di-FilmUnion-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/publikationen_newsletter_bfv.php.

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Autor und Texter der Beiträge:
Christoph Brandl

Redaktion: Kathlen Eggerling
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
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