BFV-Newsletter 10/2010

BFV-Newsletter 10/2010

Sie erhalten heute von connexx.av die Ausgabe für Oktober/November des BFV-Newsletter in 2010. connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschäftigten. Er tritt für Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an:
http://www.connexx-av.de/filmfernsehproduktion_bfv.php

Inhalt

  1. ver.di fordert Einhaltung des Tarifvertrags bei ARD und ZDF Auftragsproduktionen
  2. „Social Spots“ auf der Interfilm im Kino - bei Viral Video Award zur Abstimmung!
  3. Gewerkschafter der Bavaria-Tochter BPS wollen Tarifvertrag - und sind streikbereit!
  4. „6 statt 12“: BFV plant Branchenumfrage zur Neuregelung bei Anwartschaftszeit
  5. ARD reagiert auf Forderung der Filmschaffenden nach Spielfilmsendeplatz
  6. Deutsches Modell der Kinodigitalisierung entspricht EU-Recht
  7. Meldungen
  8. Impressum / Abo


1. ver.di fordert Einhaltung des Tarifvertrags bei ARD und ZDF Auftragsproduktionen

Fair und auf Augenhöhe wollen sich ZDF und die Produzenten von Fernsehfilmen bei der Finanzierung und Abrechnung von Auftragsproduktionen künftig begegnen. Die Kalkulationen sollen die wahren Kosten widerspiegeln, Bürgschaftskosten werden anerkannt, die zugesagten Mittel werden im Laufe einer Produktion früher fließen, was die Liquidität der Produzenten erhöht. So sieht es das Eckpunktepapier vor, das vom Zweiten und der Allianz Deutscher Film- und Fernsehproduzenten am 28. September unterzeichnet wurde. Mit der Vereinbarung werden auch die zwischen ver.di und der Produzentenallianz geschlossenen Tarifverträge sowie die Vorgaben von Sozial- und Rentenversicherungen für die Absicherung von Schauspielern und Stabsbeschäftigten als Kalkulationsgrundlage anerkannt. Ein wichtiger Punkt, deren Weiterreichen an die Beschäftigten ver.di anmahnt. Schließlich habe die Allianz, im Gegensatz zu ihrer Vorgängerinstitutionen, auch viele nicht tarifgebundene Unternehmen. „Sie können zukünftig gegenüber Sendern mit Tarifstandards kalkulieren, müssen diese den Filmschaffenden aber nicht gewähren. Immer wieder sind uns Fälle bekannt geworden, in denen das Zeitkonto nicht geführt wurde und Arbeits- und Ruhezeiten nicht eingehalten wurden. Oder wir erfahren von Verträgen, die pauschalierte, und durch zu lange Arbeitszeiten dann häufig untertarifliche Gagen vorsehen. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in dem Gebührengelder ausgegeben werden, muss aber nach Tarif gearbeitet und bezahlt werden“, erklärte der ver.di-Vize Frank Werneke.

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2. „Social Spots“ auf der Interfilm im Kino - bei Viral Video Award zur Abstimmung!

Mittlerweile haben es die „Social-Spots“ von ver.di ziemlich weit gebracht, denn es gibt viele Anfragen für 35mm Kopien. Zur Entstehung: Im Januar 2010 haben Mitglieder des BundesFilmVerband in ver.di (BFV) auf Initiative von Filmschaffenden vier Kinospots à 60 Sekunden mit dem Titel „Wir sind mehr wert“ über die typischen Arbeitsbedingungen in der Glamour-Branche gedreht. Mitten in der opulentesten Hochzeitszene platzt den Filmschaffenden der Kragen: die Braut zieht sich die Perücke vom Kopf, der Tonmeister regelt die Nagra runter, der Kinovorführer stoppt den Film, die Autorin ist das Überarbeiten satt. Sie sind genervt von unbezahlten Überstunden, überlangen Arbeitstagen und schlechter Bezahlung. Damit soll vor allem auf die Probleme der sozialen Absicherung infolge dieser Arbeitsbedingungen und der unregelmäßigen Beschäftigungsverläufe aufmerksam gemacht werden. Meistens bedeutet dies einen regelmäßigen Wechsel zwischen Beschäftigung und Hartz IV.
Für einen breiteren Einsatz sind 35mm-Kopien gezogen worden – sie werden zur Eröffnung des Interfilm-Festivals in Berlin am 16. November das erste Mal gezeigt - http://www.interfilm.de/ - Anschließend stehen sie dort noch mehrmals auf dem Programm bis zum 21.11.2010. Kinos in Berlin, München, Frankfurt/Main und anderen Städten haben ihn bereits für ihre Vorstellungen gebucht.
„Der Vorführer - Spot“ gehört zu den nominierten Filmen beim Viral Video Award, über den bis zum 18. November online unter http://www.viralvideoaward.com abgestimmt werden kann.

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3. Gewerkschafter der Bavaria-Tochter BPS sind streikbereit!

9.11.2010: Mitglieder des BundesFilmVerbandes in ver.di (BFV) protestierten am vergangenen Freitag mit einer Flugblattaktion. An über 350 Beschäftigte der Medienbetriebe auf dem Bavaria Filmgelände in Grünwald wurden die Infoblätter verteilt. Die Gewerkschaftsmitglieder der BPS (Bavaria Production Services GmbH) haben den Stand der Verhandlungen besprochen und wollen in den nächsten Tagen einen Anerkennungstarifvertrag auf dem Niveau des VTFF mit dem Arbeitgeber vereinbaren. Die Zeit dafür ist reif! Wird bis zum 17.11.2010 keine Lösung gefunden, dann geht es in den Arbeitskampf: Der Betrieb ist streikbereit. „Dies wäre der erste Warnstreik in der Geschichte der Bavaria - eine interessante Vorstellung“, so ein Sympathisant der Protestaktion. Insgesamt fand die Aktion für die BPS-Kollegen von ihren Bavaria Film-Kollegen große Zustimmung - 350 Flugblätter waren eindeutig zu wenig! Die Chronik der Tarifauseinandersetzung bei der BPS 2009/2010 findet sich unter:
http://connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=4cd909ca1d863&akt=avproduktion


4. „6 statt 12“: BFV plant Branchenumfrage zur Neuregelung bei Anwartschaftszeit

Der BundesFilmVerband in ver.di (BFV) plant eine Umfrage zur Erfahrung der Film- und Kulturschaffenden mit der Neuregelung verkürzter Anwartschaftszeiten nach § 123 Abs.2 SGB III. Die Neureglung wurde zum 1.8.2009 in Kraft gesetzt und wird für die befristete Geltungsdauer im Rahmen eines ständigen Monitoring regelmäßig von der Bundesagentur für Arbeit (BA) evaluiert. Eine erste Auswertung liegt für den Zeitraum vom 1.8.2009 bis 31.3.2010 nun vor und es ist bemerkenswert, wie die Sorge der Kritiker, dass diese Sonderregelung zu einer möglichen Kostenexplosion führt, entkräftet wird. Gerade mal 429 Anträge wurden von Film- und Kulturschaffenden gestellt und davon lediglich 84 (20%) bewilligt; das führte zu einer viel geringeren Kostenbelastung für die BA als in den damaligen Verhandlungen angenommen. Lediglich Zahlungen für ALG I (inkl. Sozialversicherungsbeiträge) in Höhe von ca. € 780.000.- musste die BA durch die Neuregelung leisten; hochgerechnet auf ein Jahr sind das ca. € 1.180.000.-. Der BFV kritisiert nach wie vor die zwei Voraussetzungskriterien (Beschäftigungsbedingung und Gehaltshöhe) für die Anspruchsgrundlage und sieht sich durch die geringe Zahl der bewilligten Anträge auch bestätigt.

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5. ARD reagiert auf Forderung der Filmschaffenden nach Spielfilmsendeplatz

Mehr als 1,1, Mio. Zuschauer im Kino, Berlinale-Teilnahme, Lolas, bei der Erstausstrahlung auf Arte dann nochmals 1,5 Mio. Zuschauer – Doris Dörries zärtliche Liebesgeschichte „Hanami- Kirschblüten“ hat Kritiker begeistert und auch ältere Menschen wieder ins Kino gelockt, die seit Jahrzehnten keinen Fuß mehr in ein Filmtheater gesetzt hatten. Der richtige Film für einen Hauptsendeplatz in der ARD, wo jeden Samstag Volksmusikanten das typische Publikum jenseits der 50 unterhalten. Das Erste programmierte das Kleinod am Vorabend des Totensonntags nach 22.00 Uhr und erntete damit den Protest einer breiten Allianz der Verbände von Filmschaffenden. Unter der Überschrift „Der Erfolg des deutschen Kinofilms muss auch im Fernsehen stattfinden!“ protestierten die Allianz deutscher Produzenten, die AG DOK, der BFFS, der BVR, der bvk, der VDD und der BundesFilmVerband in ver.di (BFV) gegen den späten Sendetermin.

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6. Deutsche Förderung der Kinodigitalisierung entspricht EU-Recht

Kinos, die einen bestimmten Anteil von europäischen und Arthouse-Filmen zeigen sowie für kleine und in entlegenen Gebieten liegende Kinos, dürfen mit Hilfe von Staat und Regionen unterstützt werden. Das teilt die Europäische Kommission am 24. September dem Europaparlament, dem Europarat, dem Wirtschafts- und Sozialausschuss und dem Regionalausschuss mit. Beihilfen für größere Kinos/Multiplexe, die kein Mindestmaß an europäischen Filmen spielen, werden dagegen nicht gestattet. Es soll die digitale Technik gefördert werden, die der Betreiber für seinen Saal und für sein Publikum für ausreichend hält. Außerdem soll das Equipment in der Lage sein, Inhalte aus unterschiedlichen Quellen abzuspielen.

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7. Meldungen

Mediennutzungsstudie des Allenbach-Instituts

Die Mediennutzung ist in Familien das Streitthema Nummer eins, bestätigt eine Allensbach-Studie: Warum Steckerziehen wenig bringt und was wohl wirklich helfen würde. „Verbotene Liebe“, „Marienhof“, „GZSZ“, etc. ... – die Liste der Daily Soaps im deutschen Fernsehen ist lang. Und „Hannah Montana“ oder „Die Simpsons“ muss man als Teenie natürlich auch gesehen haben, weil man sonst in der Schule nicht mitreden kann. Zweieinhalb Stunden Medienzeit pro Tag kommen da schnell zusammen. Eltern wiederum sehen es nicht ein, dass ihr Nachwuchs sich mit dem Argument „Keine Zeit, jetzt kommt gleich SpongeBob“ vom gemeinsamen Abendessen verabschiedet oder das Computerspielen den Hausaufgaben vorzieht. Bei keinem Alltagsthema geraten daher Eltern und Kinder so oft und heftig aneinander wie bei der Computer- und Fernsehnutzung, bestätigt das Generationen-Barometer, eine repräsentative Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Forums „Familie stark machen“: 83 Prozent der Mütter und Väter von Kindern unter 16 Jahren wollen den Fernsehkonsum ihrer Sprösslinge beeinflussen; 61 Prozent geraten dabei mit ihrem Nachwuchs häufiger in Streit. Vor allem in der Altersgruppe der Sechs- bis 13-Jährigen sind die Medienaktivitäten laut Studie ein heiß umkämpftes Thema. Bei den Älteren verlagere sich das Problem vom Fernsehen auf den Computer.

Ausstellungsreihe "35mm-Lichtspiele im Vorführraum" in Berlin gestartet

Wie eine Hommage an die traditionellen Kinofilmprojektoren wirkt die Ausstellung des Fotografen Krum Chorbadzhiev "35mm-Lichspiele im Vorführraum". Sie läuft bis zum 5.12.2010 im Sputnik Kino in Berlin-Kreuzberg. Danach wandert die Ausstellung ab 12.12.2010 in das Kino in der Kulturbrauerei ebenfalls in Berlin.
Der Fotograf spürt dem einsetzenden Verschwinden der analogen Kinotechnik nach, der für ihn nicht nur ein Abschied von der Romantik althergebrachter Technik ist. Während sich für den Kinobesucher relativ wenig ändert, wird der Wechsel für Vorführer und besonders kleine Kinobetreiber dramatisch sein. Programmkinos werden um ihr Überleben kämpfen müssen, der Beruf des Kinovorführers wird weitgehend verschwinden.

Mehr unter: http://krumec.blogspot.com/

MEDIA befragt Filmschaffende

Die Europäische Kommission hat auf ihrer Website eine "Public Consultation" zum MEDIA Programm veröffentlicht. Bei der Umfrage geht es um Meinungen und Anregungen aus der Europäischen Medienindustrie zur Gestaltung des MEDIA Programms ab 2014, daher wäre es hilfreich und notwendig, dass so viele Medienschaffende aus Deutschland wie möglich an der Konsultation teilnehmen. Die Befragung endet am 30.11.2010 und nimmt ungefähr 30 Minuten in Anspruch. Der Link zur Umfrage:

http://ec.europa.eu/yourvoice/ipm/forms/dispatch?form=futureumedia
http://ec.europa.eu/culture/media/programme/overview/2007/consultation/index_en.htm

Bundesregierung prüft ermäßigten Mehrwertsteuersatz

Der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent sei nur bei Lebensmitteln berechtigt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Bundesfinanzministeriums zur Mehrwertsteuer, das gestern veröffentlicht wurde. In der Kritik steht unter anderem der ermäßigte Steuersatz für Bücher und Filmtheater. Diese wären im Falle einer Veränderung auch betroffen. Kritisiert wurde in dem Gutachten die unterschiedliche Behandlung von ermäßigt besteuerten Büchern und Presseerzeugnissen einerseits und dem Regelsteuersatz unterliegenden digitalen Produkten wie Audio-Büchern und E-Papers. "Dadurch erscheint die aktuelle Regelung unter Wertungsgesichtspunkten höchst problematisch und nicht praktikabel reformierbar", heißt es dort. Das Gutachten mit dem Titel „Analyse und Bewertung der Strukturen von Regel- und ermäßigten Sätzen bei der Umsatzbesteuerung unter sozial-, wirtschafts-, steuer- und haushaltspolitischen Gesichtspunkten“ kommt zu dem Ergebnis, dass mit Ausnahme der Steuersatzermäßigung für die Lieferung von Lebensmitteln derzeit keine hinreichenden Gründe bestehen, die bestehenden Steuersatzermäßigungen fortzuführen oder im Rahmen des EU-rechtlich Zulässigen für weitere Leistungen Steuersatzermäßigungen einzuführen.

FFA SHORT TIGER und NEXT GENERATION künftig unter einem Dach

Mit dem SHORT TIGER AWARD der FFA und dem NEXT GENERATION-Kurzfilmprogramm von German Films schließen sich ab 2011 zwei etablierte Initiativen zusammen, um gemeinsam die besten deutschen Kurzfilme zu prämieren und sie anschließend im Ausland zu präsentieren. Das Konzept geht auf eine Initiative aus dem FFA-Verwaltungsrat zurück, wird von der FFA und German Films getragen und von AG Kurzfilm, Forum Film und HDF unterstützt. Ziel ist es, Kurzfilmen einen Platz auf der großen Kinoleinwand zu geben. Das Publikum erhält so die Chance, neue Filmtrends und viel versprechende Nachwuchstalente schon frühzeitig zu entdecken.

Europäischer Filmpreis für Bruno Ganz

Ob als Engel in DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987) von Wim Wenders, in der italienischen Komödie BROT & TULPEN (2000) von Silvio Soldini oder in der Rolle Adolf Hitlers in Oliver Hirschbiegels DER UNTERGANG (2004), oder aktuell „Der große Kater“ und „Das Ende ist ein Anfang“ - Bruno Ganz hat dem europäischen Kino einige der unvergesslichsten Momente beschert, denkt die Europäische Filmakademie. Am 4. Dezember ehrt sie ihn in Tallinn für sein Lebenswerk.


8. Anmeldung/Impressum

Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint grundsätzlich am letzten Donnerstag im Monat. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/publikationen_newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Hamburg
Olaf Hofmann
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
fon: 040.28056067, fax: 040.25328815
mail: olaf.hofmann@connexx-av.de

Redaktion: Olaf Hofmann
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover

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