BFV-Newsletter 12/2008

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BFV-Newsletter 12/2008
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Sie erhalten heute von connexx.av den zwoelften BFV-Newsletter in 2008. connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter fuer bessere Information und Transparenz bei den Beschaeftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschaeftigten. Er tritt fuer Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenueber Sendern, Produzenten und der Politik an (http://www.connexx-av.de/filmfernsehproduktion_bfv.php).

Inhalt:
1. Erster Warnstreik bei einem Privatsender - Sat.1 Mitarbeiter im Ausstand
2. McKinsey-Studie bestaetigt Standort Berlin - Studio Hamburg mit guter Position
3. Film-Tarifverhandlungen 2009 und Behoerdenprojekt: "Gesunde Arbeit beim Film"
4. Produzentenallianz will Tarifpartner sein
5. Endspurt zum digitalen Kino
6. FFA befuerchtet "Einschraenkung bei Foerderung"
7. Kritik an Gebuehrenerhoehung bei Berlinale - teilweise um 100%
8. Kurzmeldungen
9. Impressum


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1. Erster Warnstreik bei einem Privatsender - Sat 1 Mitarbeiter im Ausstand
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Auf einer Betriebsversammlung am Montag, den 15. Dezember 2008, in Berlin hat ProSiebenSat.1-Finanzvorstand Axel Salzmann den Vorstandsbeschluss zum Umzug von Sat.1 nach Muenchen bekraeftigt und die Mitarbeiterkonditionen fuer den Umzug nach Muenchen mitgeteilt. Mitarbeitern, die sich fuer den Umzug entscheiden, soll in Unterfoehring das bisherige Gehalt zzgl. einer Summe, die sich aus dem Durchschnitt der in diesem Jahr gezahlten individuellen Ueberstundenzuschlaege errechnet, gezahlt werden. Wer sich gegen einen Umzug entscheidet, erhaelt eine Abfindung, die sich an den Sozialplaenen der Sendergruppe in Berlin aus dem vergangenen Jahr orientiert; die Frist zur Annahme des Angebotes laeuft bis zum 31. Januar 2009. Mitarbeiter, die sich innerhalb dieser Frist fuer eines der Angebote entscheiden, sollen zudem eine Praemie in Hoehe von 10.000 Euro erhalten. Wer sich gegen die Angebote des Unternehmens entscheide, falle dann unter einen noch zu verhandelnden neuen Sozialplan.
Salzmann prognostizierte jedoch, dass dieser vermutlich fuer die Mitarbeiter unguenstiger ausfallen werde, als die bisherigen. Zugleich verweigert die ProSiebenSat.1-Fuehrung Tarifverhandlungen.
Daraufhin hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschaeftigten von ProSiebenSat1 in Berlin zu einem Warnstreik aufgerufen, an dem sich mehrere hundert Mitarbeiter beteiligten. Hintergrund ist die Forderung zur Aufnahme von Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag. Mit dem Streik, der in den Mittagsstunden stattfand, haben die Beschaeftigten ihrer Forderung nach Beibehaltung des Berliner Standortes Nachdruck verliehen.
ver.di sendet seit heute im U-Bahn-Fernsehen "Berliner Fenster" entsprechende Informationen zu der Auseinandersetzung bei ProSiebenSat1.

Wie die "Welt" in einem Bericht vermeldet, hofft der Berliner Senat, die Haelfte der 350 vom Umzug betroffenen Arbeitsplaetze von Sat.1 in Berlin zu halten. Lediglich der Nachrichtensender N24 mit 273 Mitarbeitern und die Zentralredaktion von Sat.1 mit 89 Mitarbeitern fuer die aktuelle Berichterstattung sollen in der Hauptstadt bleiben. Diese soll mit N24 in eine eigene GmbH ueberfuehrt werden. Wie Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) im Abgeordnetenhaus sagte, sind die von Sat.1 erhaltenen Foerdergelder aus oeffentlicher Kasse mit Bindungsfristen fuer den Standort Berlin verbunden: bis zum Jahr 2011 fuer die erste Tranche und bis 2012 fuer die zweite. Einen Antrag des Senders, die Bindungsfristen zu verkuerzen, habe der Senat im vergangenen Jahr abgelehnt. Es werde Rueckforderungen an den Sender geben, falls dieser keine verbindlichen Zusagen zum Erhalt von Arbeitsplaetzen in Berlin machen sollte, sagte der Senator.
Fuer eine verlaengerte Standortgarantie bis 2015 wuerde Berlin auf die Rueckforderung von Investitionszuschuessen verzichten. Der Senat spreche mit dem Sender gegenwaertig auch ueber eine Quote fuer TV-Produktionen in Berlin.
http://www.connexx-av.de
http://www.digitalfernsehen.de/news/news_683776.html
http://www.welt.de/berlin/article2792951/ Senat-verzichtet-auf-Geld-wenn-Sat-1-in-Berlin-bleibt.html

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2. McKinsey-Studie bestaetigt Standort Berlin - Studio Hamburg mit guter Position
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Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zur Zukunft der Studio-Landschaft in Deutschland kommt zu dem Schluss, dass in Berlin-Brandenburg "die beste Studio-Infrastruktur in Deutschland" entstanden ist. Auftraggeber der Studie ist die Studio Hamburg-Gruppe, deren Vorsitzende der Geschaeftsfuehrung Martin Willich bei einem Pressegespraech in Berlin am 9. Dezember weitere Investitionen in der Hauptstadtregion ankuendigte. Laut Willich hat das NDR-Tochterunternehmen mit der Einweihung des neuen Gross-Studios H in Adlershof im Februar 2009 insgesamt 121 Millionen Euro seit 1994 in der Region Berlin-Brandenburg investiert und fast 200 Arbeitsplaetze geschaffen. Weitere 450 Mitarbeiter wuerden "von Berlin aus gesteuert".
Der "besonderen Herausforderung" durch den angekuendigten Sat.1-Umzug von Berlin nach Muenchen will Studio Hamburg mit verstaerkten Technik-Investitionen in Hoehe von elf Millionen Euro im kommenden Jahr begegnen. Im Mittelpunkt stehen HD-Modernisierungen und mobile Uebertragungstechnik. "Wir sind auch weiterhin gern Partner von Sat.1, werden aber nicht nach Muenchen hinterher ziehen", sagte Willich. Angesichts um bis zu 200 Millionen Euro in Deutschland sinkender Fernseh-Werbeeinnahmen rechnet die gesamte Gruppe dieses Jahr mit 15 bis 16 Millionen Euro weniger, bei etwa 300 Millionen Euro Gesamtumsatz. Der Umzug von Sat.1, fuer den Studio Hamburg mit einem Drittel seiner Kapazitaet wichtiger Partner ist, muesse laut Willich "nicht notwendigerweise zu Nachfrageeinbruechen" in Berlin fuehren.
Laut den McKinsey-Experten gebe es klare Standortvorteile wie hohes kreatives Potential, um zehn Prozent niedrigere Lohnkosten und die "qualitativ besten Studios" mit modernster Technik. Dadurch sei die Hauptstadtregion fuer die "Umschichtung von Produktionen" attraktiv.
Zugleich warnte der Studio Hamburg-Chef unter Berufung auf die Studien-Ergebnisse davor, den erreichten "Saettigungsgrad" in Berlin zu ignorieren und mit neuen Studio-Kapazitaeten etwa in einem geplanten "Filmhafen Tempelhof" den Medienstandort durch "ruinoesen Preiswettbewerb nachhaltig zu schwaechen". In Studio Babelsberg oder der Berliner Film-Union sieht Willich "Wettbewerbspartner". Allerdings muesse der Wettbewerb fair ausgetragen und duerfe "nicht wie in NRW durch Subventionen verzerrt" werden. Zwischen Hamburg und Berlin sieht der Studio Hamburg-Chef eine "Naehe" - die beiden Standorte wuerden "immer staerker zusammen wachsen".
Kritik zum Thema fairer Wettbewerb kommt von der Gewerkschaft ver.di: "Zu einem fairen Wettbewerb gehoeren vor allem auch vergleichbare Tarifregelungen fuer die Beschaeftigten, denn im Gegensatz zur Berliner Union Film und Studio Babelsberg laesst es Studio Hamburg trotz wirtschaftlich ausgezeichneter Zahlen hierin seit April 2007 fehlen". Trotz mehrfacher Angebote der Gewerkschaft sind die Verhandlungen seit Mai 2008 ausgesetzt. Der Studio-Hamburg-Chef will die Tarifbindung von vier Betrieben der Studio-Hamburg-Gruppe auf die Holdinggesellschaft beschraenkt wissen. Da dies ohne nachvollziehbaren Grund geschehen soll, lehnt die Gewerkschaft dies ab. Damit ist Studio Hamburg als einziges Tochterunternehmen oeffentlich-rechtlicher Sender nicht tarifgebunden, was sich auch fuer die Beschaeftigten nicht auszahlt. Hat es fuer 2007 und 2008 noch vergleichbare Gehaltserhoehungen wie beim VTFF gegeben, sind diese fuer 2009 nicht bekannt.

Mit der Bavaria als zweiter oeffentlich-rechtlicher Produktionstochter gibt es laut Willich "keine Gebietsabsprachen" wie das Engagement der Bayern bei der Bremedia beim Rundfunk Bremen zeige. Es mache nur "oekonomisch keinen Sinn", sich ueber das bisherige Mass hinaus staerker in Muenchen zu engagieren. Durch die im 12. Rundfunkaenderungsstaatsvertrag verschaerften Vorschriften fuer die Trennung von oeffentlich-rechtlicher und kommerzieller Betaetigung fuer ARD und ZDF sieht Willich "keinen Aenderungsbedarf" bei der Studio Hamburg-Gruppe. Dort koenne von "Intransparenz oder Quersubventionierung" keine Rede sein.
http://www.studio-hamburg.de/index.php?id=256&tx_ttnews [tt_news]=472&tx_ttnews[backPid]=241&cHash=af7e68d11f
http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=46442710d5a34 &akt=brancheninfos_avproduktion

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3. Film-Tarifverhandlungen 2009 - Behoerdenprojekt: "Gesunde Arbeit beim Film"
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Nach dem der Tarifvertrag fuer Film- und Fernsehschaffende (FFS) zum 31.12.2008 seitens der Gewerkschaft ver.di gekuendigt wurde, sind die ersten Verhandlungsgespraeche fuer den 14. Januar 2009 mit den Vertretern der Produzenten terminiert. Neben einer angemessenen Gagenforderung fuer die Filmschaffenden wird es von Gewerkschaftsseite vor allem um die Thematik Maximalarbeitszeit am Set gehen, sowie die grundsaetzlich verbindliche Anwendung des Zeitkontos zur Vermeidung von sozialen Haerten. Hier liess es die Produzentenseite nicht selten an der erforderlichen Ernsthaftigkeit mangeln, so dass es zu regelmaessigen Konflikten dieser beiden Punkte zwischen Produzent und den Filmschaffenden gekommen ist. Neben gewerkschaftlicher Aktivitaet zur Durchsetzung der Tarifbestimmungen, zeigten sich in juengster Vergangenheit auch die Aemter fuer Arbeitsschutz an dem Thema Arbeitszeit und Ruhezeit interessiert. In Koeln, Berlin Hamburg und selbst Lueneburg, wurden die Behoerden aktiv (siehe BFV-Newsletter_9/08).
In Hamburg resultiert daraus nun ein Projekt mit dem vorlaeufigen Arbeitstitel "Gesunde Arbeit beim Film", das ab Januar 2009 starten soll. Ziel der Projektarbeit soll es zunaechst sein alle Beteiligten der Filmbranche zu diesem wichtigen Thema zusammen zu bringen und offen die Kernprobleme und Belastungsfaktoren des Produktionsprozesses zur (ausufernden) Arbeitszeit zu benennen und zu analysieren.
http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=48e39dc52954c&akt=newsletter_bfv
http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=487da41598235 &akt=brancheninfos_filmfernsehproduktion

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4. Produzentenallianz will Tarifpartner sein - Einigung mit Sendern zu Rechtefragen
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Christoph Palmer, seit 1. November Vorsitzender der Geschaeftfuehrung der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen, hat in einem Interview in "blickpunkt: film" angekuendigt, dass nach der Einrichtung einer Geschaeftsstelle "Tarifverhandlungen" anstehen, "denn die Allianz ist auch Tarifpartner". Ausserdem wuerde er gern die Allianz jenseits der drei Sektionen fuer Animations- und Werbefilmproduzenten oeffnen und generell dafuer eintreten, dass "Film noch viel mehr in die Mitte der Gesellschaft getragen" wird.
Als erster Schritt wurde im Tauziehen mit den oeffentlich-rechtlichen und den Privatsendern in Deutschland eine Einigung erzielt: Bei Streifen, die von der FilmFoerderungsAnstalt (FFA) unterstuetzt werden, verbleibt kuenftig ein Grossteil der Internet-Rechte bei den Filmproduzenten. Konkret geht es um Video-on-Demand und Download. Die Rechte dafuer verbleiben bei den Produzenten, sieht das neue Gemeinschaftsabkommen der FilmFoerderungsAnstalt (FFA) mit ARD und ZDF sowie den im Verband privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) organisierten Sendern vor. Die Sender kaufen mit dem Senderecht lediglich die Free-Video-on-Demand (VoD)-Rechte fuer sieben Tage nach Erstausstrahlung. ARD und ZDF koennen die Programme ausserdem in der Lizenzzeit maximal drei Mal und nur fuer vier Wochen pro Nutzung in ihre Mediatheken einstellen. Pay-VoD-Rechte erhalten die Sender grundsaetzlich nur nicht-exklusiv und auch nur, wenn sie sich substantiell an der Filmfinanzierung beteiligen.
Download-Rechte verbleiben prinzipiell bei den Produzenten. Zum Schutz bei der Web-Verwertung soll ein so genanntes Geo-Blocking eingesetzt werden. Diese Regelungen sind Mindestbedingungen - vertraglich koennen auch bessere Konditionen vereinbart werden.
"Mit der Vereinbarung haben Sender und Produzenten bewiesen, dass es moeglich ist, auch bei divergierenden Interessen einen fuer beide Seiten tragbaren Kompromiss zu finden", so Uli Aselmann, Vorstandsvorsitzender der Sektion Kino. "Der naechste Schritt wird sein, die Terms of Trade auch bei nicht-gefoerderten Produktionen den Gegebenheiten anzupassen", sagt Christoph Palmer, Vorsitzender der Produzentenallianz-Geschaeftsfuehrung.
http://www.produzentenallianz.de/meldungen/einzelansicht/article/produzentenallianz- ceo-palmer-film-muss-noch-viel-mehr-in-die-mitte-der-gesellschaft- getragen-werd.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=6&cHash=66ec15f198
http://www.produzentenallianz.de/meldungen/einzelansicht/article/einigung- im-rechte-streit-zwischen-produzenten-und-sendern.html? tx_ttnews[backPid]=6&cHash=cd9220e271

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5. Endspurt zum digitalen Kino
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Der Endspurt zur flaechendeckenden Einfuehrung des digitalen Kinos ab 2009 in Deutschland ist eingeleitet: In einer Gemeinsamen Erklaerung haben die Verbaende HDF Kino und AG Kino Kulturstaatsminister Neumann ihre Mitwirkung am so genannten 100er Modell zugesichert. In der Gemeinsamen Kinoerklaerung zum D-Cinema schlagen die beiden Verbaende Kulturstaatsminister Bernd Neumann zur Einfuehrung der digitalen Projektion in Deutschland und fuer die Umruestung der Kinos weitere kulturelle und strukturelle Komponenten vor. Dazu gehoeren:
- Filmkulturell engagierte Kinos sind von der Zahlung des monatlichen Grundbetrags in Hoehe von 100 Euro befreit, sofern sie im Vorjahr mit dem Kinoprogrammpreis des Bundes ausgezeichnet wurden oder mit dem entgeltlichen Abspiel von deutschen und europaeischen Filmen einen nachgewiesenen Besucheranteil von mindestens 50 Prozent erzielt haben.
- Gleiches gilt in Orten unter 20 000 Einwohnern fuer Leinwaende in Filmtheatern mit bis zu vier Saelen, deren Kinokartenumsatz im Vorjahr weniger als 100 000 Euro betrug.
Die Kinoverbaende erwarten ausserdem eine Kompensation der zusaetzlichen Mehrkosten durch die Verleiher. Nach mehrjaehriger Vorarbeit ist damit ein Konzept gefunden, von dem politische Entscheidungstraeger in Bund, Laendern und Gemeinden nun ueberzeugt werden muessen, der Filmwirtschaft bei der Finanzierung der Digitalisierung zu helfen.
Bis Ende 2007 verfuegten in Deutschland 258 Kinosaele in 102 Spielstaetten ueber digitale Projektionstechnik. Das ist jede 12. Leinwand. Der digitale Kinobestand hat sich laut FilmFoerderungsAnstalt (FFA) innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Zugleich ist die digitale Um- oder Aufruestung fuer jeden sechsten Kinosaal in Deutschland (17 Prozent) geplant. So sollen weitere zehn der UCI-Kinosaele mit digitaler Projektion ausgestattet werden. Zugleich hat die FilmFoerderungsAstalt (FFA) eine neue Spezifikation fuer D-Cinema in Deutschland samt Checkliste veroeffentlicht.
http://www.agkino.de/#hdfagkino
http://www.ffa.de/downloads/digitaleskino/ FFA_Systemspezifikationen_V1.2.pdf

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6. FFA befuerchtet "Einschraenkung bei Foerderung"
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Das Praesidium der FilmFoerderungsAnstalt (FFA) schliesst eine Aussetzung der Kino- und Kopienfoerderung als Folge der vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) angekuendigten Massnahmen nicht aus. Das Gremium unter Vorsitz von Eberhard Junkersdorf beauftragte die FFA - vorbehaltlich der Entscheidung einer ausserordentlichen HDF-Mitgliederversammlung am 14. Januar naechsten Jahres -, weitere rechtliche Konsequenzen pruefen zu lassen. "Die vom HDF angekuendigten Ultimaten sind eine zwischen langjaehrigen Partnern sehr ungewoehnliche Massnahme", sagte Junkersdorf. Vor diesem Hintergrund pruefe das Praesidium auch, ob der HDF bzw. Mitglieder des Verbandes bei der anstehenden Neubesetzung der FFA-Gremien und -Kommissionen moeglicherweise nicht beruecksichtigt werden.
"Unser Ziel ist es nach wie vor, gemeinsam mit der Politik und der Kinowirtschaft die kontroverse Diskussion um die Filmtheaterabgabe in einen konstruktiven Dialog zu lenken", ergaenzt der FFA-Praesident. Er bezeichnete das Gesetzeswerk als "einen konsensualen Kompromiss, bei dem sich alle Beteiligten aufeinander zu bewegen mussten". Das dies trotz der unterschiedlichen Interessenslagen gelingen konnte, sei nicht zuletzt der exzellenten Vorarbeit durch den Beauftragten der Bundesregierung fuer Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, wie auch der beteiligten Politiker im Ausschuss fuer Kultur und Medien zuzuschreiben. "Mit seinen angekuendigten Massnahmen stellt der HDF jetzt jedoch die seit nunmehr 40 Jahren funktionierende Solidargemeinschaft FFG in Frage", hob Junkersdorf hervor.
Der Verwaltungsrat der Filmfoerderungsanstalt hatte zuvor die Verabschiedung des Filmfoerderungsgesetzes begruesst und gleichzeitig an den HDF appelliert, Vorbehalte und angekuendigte Massnahmen gegenueber dem FFG fallen zu lassen. An der ausserordentlichen Sitzung des Gremiums am 4. Dezember in Berlin nahm auch Staatsminister Bernd Neumann teil, der ebenfalls einen eindringlichen Appell an den HDF richtete.
http://www.ffa.de/index.php?page=presse_detail&news=748

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7. Kritik an Gebuehrenerhoehung bei Berlinale
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Am 5. Februar 2009 wird zur Eroeffnung der 59. Internationalen Filmfestspiele Berlin die Koproduktion "The International" ihre Weltpremiere feiern. Tom Tykwer ("Das Parfum", "Lola rennt") fuehrte Regie bei dem hochkaraetig besetzten Action-Thriller, der die kriminellen Geschaefte zur Finanzierung von Kriegen und Terror verfolgt. Der Film entstand im Studio Babelsberg sowie an Originalschauplaetzen in Berlin, New York, Istanbul und Mailand und erhielt u.a. Foerdermittel des Deutschen Filmfoerderfonds (DFFF). Fuer den Berlinale-Wettbewerb stehen die ersten elf Filme fest: Dazu gehoeren die Bestsellerverfilmung "Der Vorleser", Rebecca Millers "The Privat Lives of Pippa Lee" sowie der deutsche Beitrag "Alle Anderen" von Maren Ade und "Pink Panther II" mit Steve Martin. Ausserdem gibt es mit "Winter adé - Filmische Vorboten der Wende" eine Berlinale Sonderreihe zum Mauerfall 1989.
Zugleich regt sich Kritik an den Akkreditierungen fuer die Berlinale. Nachdem die Konditionen vor Jahren verschaerft wurden und es Proteste hagelte, war es lange ruhig. Nun moniert der Verband der Deutschen Filmkritik VdFk die erneute Erhoehung der Akkreditierungsgebuehr fuer Journalisten von 40 auf 60 Euro und fuer Fachbesucher sogar um 100% von 50 auf 100 Euro. Die Filmfestspielleitung wurde aufgefordert, diese massiven Erhoehungen zurueckzunehmen. Sie sei "weder in ihrem Ausmass, noch in ihrer Substanz nachzuvollziehen". Die Berlinale erklaert die Erhoehung mit gestiegenen Kosten fuer Sonderleistungen fuer ihre Besucher, u.a. die Einrichtung des Schreibraums, Server-Kapazitaeten fuers Herunterladen, Vorhalten einer WLAN-Verbindung. Der VdFk bezweifelt, dass dies eine Erhoehung rechtfertigt. Eine wachsende Anzahl von Journalisten nimmt diese Dienste gar nicht mehr in Anspruch, da sie mit ihrer eigenen Ausruestung nach Berlin kommen; die WLAN-Verbindung war zudem immer separat kostenpflichtig.
Das gleiche gilt fuer zentrale Arbeitsmaterialien wie den Katalog, der bei anderen Festivals, die Gebuehren erheben, gratis erhaeltlich ist. Vor allem freie Kollegen werden in diesen Tagen durch die Sparmassnahmen der Medien mit drastisch sinkenden Einnahmen bei kontinuierlich ansteigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert. Als Konsequenz werden immer mehr Kritiker Berlin fernbleiben. Das kann nicht die Absicht der Filmfestspiele sein.
http://www.berlinale.de
http://www.vdfk.de/news/view/55-protest- gegen-berlinale-akkreditierungsgebuhr

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8. Kurzmeldung
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Gesetzesaenderungen zum Jahreswechsel - auch Filmschaffende betroffen

Der ver.di-Service fuer Selbstaendige, mediafon, erinnert an gesetzliche Veraenderungen, die Freie fuer das Jahr 2009 beachten sollten. Dazu gehoert u.a., dass das Krankengeld fuer gesetzlich versicherte Selbststaendige keine Standardleistung mehr ist, was auch auf viele Filmschaffende zutrifft. Konkret: Am 1.1.2009 erlischt der Krankengeldanspruch fuer jene Selbststaendigen, die freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind. Diesen Anspruch kann sich jedoch erhalten, wer einen der Wahltarife abschliesst, die alle Kassen zum Jahresbeginn anbieten muessen. Betroffen sind ebenfalls die "unstaendig" Beschaeftigten sowie Filmschaffende, die weniger als vier Wochen beschaeftigt werden.
http://www.mediafon.net/meldung_volltext.php? id=48eb52f62ef05&akt=news_versicherungen
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DFFF 2008: 59 Mio. Euro fuer 98 Filmprojekte

Der Deutsche Filmfoerderfonds (DFFF) hat der deutschen Filmwirtschaft auch in diesem Jahr nachhaltige Impulse gegeben und den Produktionsstandort Deutschland weiter gestaerkt. Insgesamt vergab der DFFF Foerdermittel in Hoehe von 59 Mio. Euro fuer 98 Filmproduktionen, darunter 38 internationale Koproduktionen. Die Foerderung sorgte fuer filmwirtschaftliche Effekte in einem Gesamtvolumen von rund 362 Mio. Euro in der deutschen Filmproduktionsbranche. In den zwei Jahren seit seiner Einrichtung foerderte der DFFF 197 Produktionen. Die durchschnittliche Bewilligung lag bei rund 600.000 Euro pro Projekt. Die in diesem und im letzten Jahr vom DFFF aufgewendeten Mittel von 118,4 Mio. Euro haben dazu beigetragen, dass die beteiligten Filmproduktionen allein in Deutschland Herstellungskosten in Hoehe von 752 Mio. Euro ausloesten.
http://www.ffa.de/index.php?page=presse_detail&news=745
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Strategische Allianz Studio Babelsberg - Joel Silver

Die Studio Babelsberg Gruppe hat Vertraege mit Joel Silver abgeschlossen, die eine Beteiligung an den Gewinnen aus den aktuellen Produktionen der Dark Castle Filme beinhalten. In den vergangenen vier Jahren produzierte Joel Silver zusammen mit Studio Babelsberg bereits drei Kinofilme - bei allen zukuenftigen Filmen, die von Dark Castle produziert werden, ist Studio Babelsberg Koproduzent. Joel Silver ist einer der erfolgreichsten Hollywood-Produzenten mit ueber 52 Filmen, darunter die Matrix-Trilogie und die vierteilige Blockbuster-Serie Lethal Weapon. Bis heute haben die Silver-Filme weltweit ueber 10 Milliarden Dollar eingespielt.
http://www.studiobabelsberg.com/Newsdetails. 78+M57fe9a0b953.0.html?&L=0
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30 Prozent weniger Kinobesucher seit 1999

Das wachsende Interesse an Computerspielen und Heimelektronik lasse die Besucherzahlen in deutschen Kinos immer weiter schrumpfen, zeigt eine Studie der FilmFoerderungsAnstalt (FFA). Danach sei die Zahl der Besucher zwischen 1999 und 2007 um fast 30 Prozent zurueckgegangen und die Umsaetze der Kinos bundesweit um rund 23 Prozent geschrumpft.
http://www.ffa.de/downloads/publikationen/kinosaele_brd_1999_2007.pdf
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Erneut Streit um "Amphibien"-Filme - Feste Quote fuer Kinofilm bei ARD und ZDF

Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat im Zusammenhang mit der Debatte um die so genannten Amphibienfilme, die vom Fernsehen als Kinofilme und als TV-Mehrteiler produziert werden, in der "Zeit" kritisiert: "Das Problem wird dadurch verstaerkt, dass bedeutende Produzenten in Deutschland die kuenstlerischen Unterschiede zwischen Fernsehfilm und Kinofilm leugnen, weil sie beides und manchmal beides in einem produzieren... Ich bin auf der Seite derjenigen, die sagen: Aufpassen, dass das Fernsehen nicht alles bestimmt! ... Dass das Fernsehen fuer den Kinofilm wichtige Beitraege leistet, muss anerkannt werden..." Aber: "Der Kinofilm ist ein besonderes aesthetisches Gut. Jeder Kinofilm ist fuers Fernsehen geeignet, aber nicht jeder Fernsehfilm fuers Kino". In diesem Zusammenhang plaediert eine Initiative von 21 unabhaengigen Kinoproduzenten in der ZEIT dafuer, dem deutschen Kino feste Sendeplaetze im oeffentlich-rechtlichen Fernsehen einzuraeumen.
http://www.presseportal.de/print.htx?nr=1317970
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Deutsche Nominierungen fuer Golden Globes

"Der Baader Meinhof Komplex" und die Koproduktion "Waltz with Bashir" (Israel) sind in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" fuer den Golden Globe nominiert worden. Die Koproduktion "Der Vorleser" ist in vier Kategorien, darunter "Bester Film (Drama)" und "Beste Regie" nominiert, teilt die Hollywood Foreign Press Association mit. Die Preise werden am 11. Januar 2009 vergeben.
http://www.goldenglobes.org/news/id/104
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Vor der Kamera: Leben in Deutschland und Israel

Die Gewinner im deutsch-israelischen Filmwettbewerb stehen fest: Sieger sind der Film "Why Berlin?" von einem israelischen Filmteam und der deutsche Film "Zum Glueck gewannen wir ihn nicht - Deutsche Freiwillige in Israel". Aus 24 Exposés von Filmschulen beider Laender hatte eine Jury jeweils fuenf Einsendungen aus Deutschland und Israel zur Realisierung ausgewaehlt. Die Filmteams erhielten je 4000 Euro fuer den Dreh-Aufenthalt im jeweils anderen Land einschliesslich der Filmproduktionskosten.
http://www.bundesregierung.de/nn_23334/Content/ DE/Artikel/2008/12/2008-12-04-filmwettbewerb.html
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Innovationspreis der Filmfoerderung 2008

Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat in der Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin den Innovationspreis der Filmfoerderung 2008 vergeben. Preistraeger sind Christian Pfeil und Marcus Morlinghaus mit dem Projekt "Monopol News". Darin moderieren die Kinobetreiber vom Muenchener Monopol Kino eine eigene Trailershow. Ausgezeichnet wurde ausserdem das Projekt "Onefest - Die One-Stop-Schnittstelle zwischen Filmschaffenden und Filmfestivals" von Luca Zamai. Dabei soll eine innovative Online-Datenbank junge Filmschaffende angesichts der unuebersichtlichen internationalen Festivallandschaft bei der weltweiten Planung und Teilnahme an Filmfestivals unterstuetzen. Beide Projekte erhalten je 25.000 Euro.
http://www.bundesregierung.de/nn_23334/Content/ DE/Pressemitteilungen/BPA/2008/12/2008-12-10-bkm-innovationspreis- film.html
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Menschenrechts-Filmpreise vergeben

Der Film "Oury Jalloh" ueber den Fall eines in einer Dessauer Polizeizelle verbrannten Asylbewerbers ist einer der Traeger des diesjaehrigen Deutschen Menschenrechts-Filmpreises. Insgesamt wurden in Nuernberg fuenf der eingereichten 226 Filme ausgezeichnet. Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis wird seit 1998 alle zwei Jahre vergeben. Anlass ist der Internationale Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Zu den derzeit 17 Initiatoren des Preises gehoeren Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sowie Verbaende aus der Bildungs- und Kulturarbeit.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/120045
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Filmpreistermine 2009

Fuer die Antraege und Einreichungen zu den Filmpreisen des Bundes gelten 2009 folgende Termine: Kinoprogrammpreis 20.02., Verleiherpreis 04.05., Deutscher Kurzfilmpreis 19.06., Innovationspreis 30.06., Deutscher Drehbuchpreis 02.06.. Der Kinoprogrammpreis und der Verleiherpreis werden voraussichtlich im September 2009, der Deutsche Kurzfilmpreis wird voraussichtlich Mitte November, der Innovationspreis Anfang Dezember und der Deutsche Drehbuchpreis am ersten Berlinale-Wochenende 2010 vergeben.
http://www.bundesregierung.de/nn_25188/Webs/Breg/DE/ Bundesregierung/BeauftragterfuerKulturundMedien/Medienpolitik/ Filmfoerderung/Termine/termine.html
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Film-Seminare in Bayern

Nach der guten Resonanz auf die Seminarreihe, die die Muenchner Filmwerkstatt e.V. und die Bavaria Film in Kooperation mit dem MedienCampus Bayern e.V. in diesem Herbst veranstaltete, werden zwischen Januar und Juni 2009 weitere insgesamt elf Seminare zur Weiterbildung Filmschaffender angeboten.
http://www.muenchner-filmwerkstatt.de/


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9. Anmeldung/Impressum
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Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint immer am vierten Donnerstag im Monat. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persoenlich an unter http://www.connexx-av.de/newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Hamburg
Olaf Hofmann
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
fon: 040.28056067, fax: 040.25328815
mail: olaf.hofmann@connexx-av.de

Redaktion dieses Newsletters:
Olaf Hofmann und konzeptW

Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschaeftsfuehrer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover


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