Film & Fernsehen

Umbau mit Stellenabbau bei der UFA Film & TV Produktion

(ver.di FilmUnion-Newsletter 11/2012) UFA-Chef Wolf Bauer kappt bei der traditionsreichen Produktionsfirma Personal - doch Genaues erfährt man nicht. Bereits im Juli hatte UFA-Vorstandschef Wolf Bauer in einem Interview mit der FAZ (am 5.7.2012) angekündigt, das Unternehmen UFA umzubauen und dabei derzeit in Berlin angesiedelte Firmenteile nach Potsdam zu holen, wo die UFA Film & TV Produktion, teamWorx und UFA Cinema zu Teamworx Ufa zusammengezogen werden sollen. Betroffen von der Umstrukturierungsmaßnahme sind außerdem Phoenix Film und UFA Entertainment.
Damals hatte Bauer noch nicht von Kündigungen gesprochen, mittlerweile ist aber gewiss, dass es bei der 51-prozentigen UFA-Tochter Phoenix Film bereits Kündigungen unter den ca. 30 Mitarbeitern ausgesprochen wurden. Betroffen sind Beschäftigte in der Buchhaltung, Empfang, Producing, Presse und der Postproduktion. Darüber hinaus wurde uns berichtet, dass in einem halben Jahr eine weitere Kündigungswelle droht.

In der UFA Film & TV Produktion werden ebenfalls Stellen abgebaut, hier geht man aber anders vor. Dort, so hört man, werde der Stellenabbau bislang über das Auslaufen von Befristungen betrieben und durch ein Freiwilligenprogramm, wodurch etwa 15 Beschäftigte „arbeitnehmerverträglich“ freigesetzt würden.

Dazu sollten 20 der 100 Berliner Beschäftigten weiterer UFA-Töchter nach Potsdam versetzt werden (siehe Märkische Allgemeine vom 6.7.2012). Bauer hatte von einer Umstrukturierung und Verschlankung der gesamten Gruppe als Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung in der Branche gesprochen. Laut Bauer geht es um „eine bessere Vernetzung der Kreativarbeit“. Das Unternehmen bestreitet die Zahlen nun. Auf unsere Nachfrage sagte Kristian Müller, Leiter der Unternehmenskommunikation: „Mich irritieren Ihre Zahlen. Wir haben jedenfalls keine genannt, und Ihre Zahlen sind auch falsch. Es gibt eigentlich keine ‚Berliner‘ Beschäftigten, sondern nur Mitarbeiter der UFA und ihrer Label. Wolf Bauer meinte mit den in Berlin angesiedelten Firmenteilen im Wesentlichen die Teile der teamWorx und der UFA Cinema, die noch in Berlin sind. Hauptsitz der Unternehmen ist aber Potsdam. Es handelt sich dabei um keine 20 Mitarbeiter, sondern eher um die 10, wobei die Zahl eher unklar ist, weil einige von den Kollegen ohnehin zwei Arbeitsplätze haben, nämlich schon lange bereits in Potsdam, sowie eben in Berlin. Wann sie kommen steht noch nicht fest. Die UFA Label Phoenix Film und UFA Entertainment bleiben in Berlin.“ Außerdem sei der Umstrukturierungsprozess noch im Gange, weswegen zusätzlich zu den im FAZ-Interview geäußerten Aussagen und einer Pressemeldung vom 31. Juli dieses Jahres zur Zeit keine weiteren Auskünfte gegeben werden können.

"Viele Programme für bestimmte Timeslots werden wir in Zukunft für die Hälfte oder für noch kleinere Budgets anbieten müssen", sagt Bauer kürzlich in einem Gespräch mit der FTD. Auch deshalb sehe sich Bauer veranlasst, die mit ca. 320 Mio. Euro Jahresumsatz größte deutsche Produktionsfirma radikal umzubauen. Die Zusammenlegung unabhängiger Tochterfirmen schreitet voran und bezweckt, Kreative über Genregrenzen hinweg Ideen entwickeln zu lassen. Im Bereich Fiction und Drama würden so Doppelstrukturen abgebaut. "Dadurch wird es auch eine Reduzierung des Personals geben", so Bauer. "Das fällt uns nicht leicht, aber die Zukunftssicherung der UFA muss im Vordergrund stehen."

Mitte November startete die UFA zwei Kanäle auf Youtube. Die Budgets sind gering, nur wenige Mitarbeiter arbeiten am Projekt. Die Finanzierung des „Senders“ Youtube ist unkonventionell für die Filmwirtschaft. "Das Geschäftsmodell von Youtube heißt: Der Contentlieferant bekommt einen relevanten Anteil an den Werbeumsätzen", sagt Bauer. TV-Sender hingegen zahlen den Produzenten in der Regel nur einen festen Betrag. Die Geschäftsfelder der UFA scheinen gerade um ein paar erweitert zu werden. Zu befürchten bleibt jedoch, dass weitere Filmschaffende ihren Job verlieren werden.

Christoph Brandl


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