AV-Produktion

Die Bavaria Film Gruppe 2012: Viel für die Gesellschafter, nichts für die Beschäftigten

(ver.di FilmUnion-Newsletter 11/2012) Der Branchenprimus „Bavaria“ versteckt sich hinter schlechten Geschäftszahlen; erst hinter fremden, dann hinter eigenen. Nach dem Scheitern von Verhandlungen zum Wiederabschluss des Flächentarifvertrages mit dem VTFF (Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen e.V.) werden bei der Bavaria Gruppe Haustarifverhandlungen geführt. Für diese gilt bisher: Wo kein Wille, da kein Weg!
Nach dem Scheitern der Verhandlungen zum Flächentarifvertrag mit dem VTFF (Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen e.V.) verbindet die Bavaria den Abschluss eines Haustarifvertrages mit der Forderung nach erheblichen Absenkungen des bisherigen Tarifniveaus für Neueinstellungen. Hinter allen aufgestellten Forderungen steht die Motivation, die Arbeit billiger und flexibler zu machen.
Auf Betriebsversammlungen wird seitens der Bavaria von einem guten Geschäftsjahr 2011 gesprochen. An die Gesellschafter werden Millionen ausgeschüttet. Wenig Tage später wird gegenüber den Gewerkschaftsvertretern davon gesprochen, dass die Krise jetzt auch die Bavaria Gruppe erreicht hätte und deswegen kein Geld für Entgelterhöhungen für 2012 vorhanden sei.
Für die Verhandlungen versteift sich die Bavaria auf eine Trennung der Verhandlungen von Bavaria Film, Bavaria Studios und Bavaria Production Services. Die für alle drei Unternehmen mehr oder weniger identischen Forderungen werden hierdurch in dreifacher Ausführung besprochen und verhandelt. An Entgelterhöhungen bietet die Bavaria den Beschäftigten wenig für Film und BPS und bisher nichts für die Beschäftigten der Bavaria Studios.

Bei den Kolleginnen und Kollegen der Bavaria Studios führte die totale Verweigerungshaltung der Geschäftsführer, was Entgelterhöhungen angeht dazu, dass in Form von zwei Warnstreiks erstmalig in der Geschichte der Bavaria Film Arbeitskampfmaßnahmen durchgeführt wurden. Am 27.11.2012 wurde durch einen zweiten Warnstreik eine Stellprobe der Sendung „Aktenzeichen XY“ erheblich verzögert. Im Anschluss versuchte die Geschäftsführung der Studios noch, mit Hilfe eines angeforderten Übertragungswagens einen technischen Bypass für die am nächsten Tag stattfindende Live-Sendung von „Aktenzeichen XY“ zu legen. Erst als dieser Versuch scheiterte, lenkte die Geschäftsführung ein und sicherte zu, dass auch für die Beschäftigten der Bavaria Studios über eine Erhaltung des Tarifniveaus sowie über eine Entgelterhöhung verhandelt werden würde. Im Vertrauen auf diese Zusage wurden weitere geplante Arbeitskampfmaßnahmen bis auf Weiteres abgesagt und es wurde ein weiterer Verhandlungstermin für den 17.12.2012 vereinbart.

Bei den wiederum getrennt geführten zweiten Verhandlungsrunden bei Bavaria Film und BPS wurden freiwillige Entgelterhöhungen von 2 % ab dem 1.2.2013 in Aussicht gestellt. Einem Wiederabschluss des VTFF-Tarifvertrages in Form eines Haustarifvertrages verweigern sich die Geschäftsführer sinngemäß mit der Begründung, „ihre durch den tariflosen Zustand begründete starke Verhandlungsposition nicht freiwillig aufgeben zu wollen.“

Die ver.di-Mitglieder fordern weiterhin einheitliche Verhandlungen für einen einheitlichen Haustarifvertrag für die drei Unternehmen sowie Entgelterhöhungen noch in 2012. Diese Forderung fand auf Betriebsversammlungen der Bavaria Film und der BPS uneingeschränkte Zustimmung durch die Beschäftigten dieser Unternehmen. „Das klare Votum der Beschäftigtenversammlungen und die weitergeltende Streikdrohung bei den Bavaria Studios haben bereits Wirkung gezeigt. Der Ton in den Verhandlungen hat sich merklich verändert. Jetzt ist es an den Beschäftigten, den Druck aufrecht zu erhalten und wenn notwendig zu verstärken. Ein einheitlicher Haustarif ist die bessere Lösung, für die Beschäftigten aber mittel- und langfristig auch für die Bavaria Gruppe. Erfahrungsgemäß sind die Beschäftigten in 10 Jahren noch vor Ort, die Geschäftsführer erwirtschaften ihre eigenen Boni dann meistens schon wieder andernorts“, so Gewerkschafssekretär Valentin Döring.

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