ver.di-Fernsehpreis 2012 erhält neues Gewand: dieses Jahr findet die Preisverleihung zum ersten Mal in der Akademie der Künste mit „red-carpet-treatment“

(ver.di FilmUnion-Newsletter 05/2012) Große Veränderungen brauchen Zeit, doch wenn sie erst einmal eingeleitet sind, kann sie keiner mehr aufhalten. Als sich die Arbeitsgruppe „ver.di-Fernsehpreis“ der ver.di FilmUnion letztes Jahr zur ersten Sitzung traf, schien es so, als seien die Regularien der Preisverleihung des traditionsreichen ver.di-Fernsehpreises unumstößlich.
Doch Beharrlichkeit und ein gutes Konzept machen es möglich, dass bereits die erste erreichbare Verleihung nach dieser Sitzung den Preis in neuem Gewand erstrahlen lassen – ein Gewand, das ihm gut zu Gesicht stehen wird: Er bekommt mit der Berliner Akademie der Künste eine ehrwürdige ständige Location, er bekommt einen ganzen Abend (und nicht nur zwei Stunden am Samstagmittag), er bekommt ein festliches Rahmenprogramm – und er bekommt endlich das „red carpet-treatment“ für seine V.I.P.s, das viele seiner Berliner Brüder und Schwestern, wie die Berlinale oder der deutsche Filmpreis ihren Besuchern schon lange angedeihen lassen. Wir finden, damit ist der ver.di-Fernsehpreis bestens vorbereitet, seinen 50.ten Geburtstag zu feiern.

Doch bis zu seinem Ehrentag wird es noch 1 ½ Jahre dauern, Zeit für zwei Veranstaltungen, die sich im neuen Rahmen ausprobieren dürfen. Dieser Preis ist nicht irgendein Preis, er ist einer der höchst dotierten nationalen Filmpreise, dessen Preisgeld von 7.500 € der geehrte Filmemacher für sich behalten darf, ohne das Geld für eine neue Produktion verwenden zu müssen. Dieses Jahr wird er zum 48. Mal verliehen, Preisträger in der Vergangenheit waren Peter Lilienthal (1967), Dieter Wedel (1971, 1984), Maria Matray und Answald Krüger (1965, 1966, 1969, 1972, 1986 – zus. mit Thomas Hartwig und Nathaniel Gutmann), um nur ein paar zu nennen. Die Gewinner der letzten Jahre hießen u.a. Adolf Winkelmann (2008), Hermine Huntgeburth (2009), Connie Walther (2010), und im letzten Jahr Aelrun Goette. Bisher fand die Verleihung jedes Jahr in einer anderen Stadt statt. Das sollte allen ver.di-FilmUnion-Mitgliedern zu gute kommen, die ja ebenfalls im ganzen Land verteilt sind. Doch die Reisefreudigkeit der Preisverleihung fand zunehmend weniger positive Resonanz. Denn viele, die die Veranstaltung gerne besucht hätten, sahen sich außer Stande hierzu, wenn der Ort ein schwer erreichbar, weil weit entfernt war. Außerdem: Ein Preis braucht eine Heimat, man stelle sich einmal vor, der Oscar würde jedes Jahr woanders verliehen. Ein Skandal! Ab diesem Jahr wird eine Hauptforderung der AG „Fernsehpreis“ erfüllt: Der Veranstaltungsort wird jedes Jahr derselbe sein, die Location auch: die Akademie der Künste im Hanseatenweg in Berlin. Zudem wird der Preis am Abend verliehen.

Die Preisträger sind in diesem Jahr Burhan Qurbani für seine Regie zum Film "Shahada" sowie Max Zeitler und Boris Dennulat für das Drehbuch zum Film "Wer rettet Dina Foxx?". Die beiden prämierten Filme "Shahada" und "Wer rettet Dina Foxx?" wurden vom ZDF ausgestrahlt. "Wir prämieren Filme, die eine politische Botschaft haben und zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Dafür braucht es Filme wie diese, die über den eigenen Tellerrand schauen, Verständnis für andere Kulturen, aktuelle und Zukunftsthemen aufzeigen und unter die Haut gehen", sagte Jury-Mitglied Dina Bösch vom Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Prämiert werden damit zwei Fernsehspiele, die nach Auffassung der Jury "unter Wahrung künstlerischer Gesichtspunkte zeit- und gesellschaftspolitische Themen behandeln, die geeignet sind, die politische Bildung zu vertiefen". Der ver.di-Fernsehpreis für die Sparten Drehbuch und Regie ist jeweils mit 7.500 Euro dotiert. Der Preis wird am Donnerstag, den 27. September 2012 in der Akademie der Künste verliehen.

Ob er allerdings wirklich seinen roten Teppich bekommt, sei dahin gestellt. Schließlich ist der Preisgeber immer noch die Gewerkschaft, und die hat mit Glanz und Glamour so wenig zu tun, wie der Oscar mit Tarifpolitik. Bisher zumindest. Doch vielleicht verändert sich dies ja gerade. Die Farbe stimmt und der Slogan auf dem Teppich könnte lauten: „wir alle beschreiten den Film Demokratie - Demokratie heißt Verantwortung übernehmen“

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