Die ver.di Filmunion – nicht nur der neue Name sorgt für frischen Wind

(ver.di FilmUnion-Newsletter 05/2012) Ab Anfang diesen Jahres war es spruchreif: der Zusammenschluss der Film- und Fernsehschaffenden in ver.di hieß ab diesem Datum: ver.di FilmUnion. Auch hat die eindeutige Verortung der FilmUnion in der Organisation ver.di den Film-Gewerkschaftern einen Energieschub gegeben, von dem alle Mitglieder profitieren werden. Es folgt eine Auflistung einiger der wichtigsten anstehenden Veränderungen der nahen Zukunft.
„Code of Practice“:
Vereinbarung von Gewerkschaft - Produzenten – Sender:
Hierbei geht es um die Gesamtthematik von „equal pay“ & „equal Treatment“ - gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit von „Freien“ bzw. auf Produktionsdauer Beschäftigten zu den festangestellt Beschäftigten der Sender. Es bezieht sich auf alle Bereiche der Arbeitsbedingungen (Auslandseinsatz, Spesen, Zuschläge, Pensionskasse etc.) Überall ist ein nicht mehr hinnehmbarer Erosionsprozess von Verschlechterungen sichtbar; dem gegenüber stehen Millionenverträge mit Gottschalk (an den Verwaltungsräten vorbei), Jauch, Lanz, Beckmann, Will, Maischberger, etc. Hier will die FilmUnion in Gespräche kommen mit der Produzenten Allianz und den Sendern, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Die betreffen sowohl fiktionale Produktionen, als auch Produktionen, die mit EB-Teams auf Basis der Selbständigkeit durchgeführt werden.

Der Bundesvorstand setzt eine Arbeitsgruppe ein, die eine 10-Gebote-Tafel der Beschäftigung von „Freien“ (Nicht-Fest-Angestellten der Sender) erarbeitet. Die Regeln müssen in Zukunft eingehalten werden, zumindest von ARD/ZDF. Fürs kommende Jahr sind dann größere Aktionen im Rahmen der Haushaltsabgabe zu planen.

Das Ziel ist bei den Sendern ein Bewusstsein zu schaffen, dass es so nicht weitergehen kann, und wir sie zwingen werden zu reagieren. „Haushalte finanzieren massenhaft Dumping-Löhne und vereinzelnd Millionäre“ - das will wohl keiner lesen. Im Juni sollen die 10-Gebote veröffentlicht werden.

Arbeitskampfbereitschaft:
Eines der wichtigsten Instrumente einer Gewerkschaft im Arbeitskampf, wenn alle friedlichen Maßnahmen gescheitert sind, ist der Streik. Doch anders als bei den Festangestellten einer Firma birgt ein solcher Streik bei Freiberuflern große Risiken. Denn die Gefahr ist groß, dass sich ein auf Produktionsdauer Beschäftigter oder selbstständiger Filmschaffender mit einem Streik selbst um sein aktuelles Projekt bringt, denn er ist in der Regel ersetzbar, und dass er es sich mit einem Streik mit seinem aktuellen Auftraggeber bis in alle Zukunft verdorben hat. Ein Streik der Filmschaffenden kann nur dann funktionieren, wenn wirklich der Großteil der Kolleginnen und Kollegen am Set mitmachen, und idealerweise keine „Streikbrecher“ bereits mit den Füßen scharrend vor der Tür stehen, bereit das bestreikte Projekt zu übernehmen. Der BFFS hat letztes Jahr versucht, von diesem Arbeitskampfmittel Gebrauch zu machen, indem einige SchauspielerInnen eigenmächtig die Mittagspause am Set verlängerten. Zwar nur um 15 Minuten, aber dennoch gerieten die Produzenten der jeweiligen Produktionen in helle Aufruhr. Ihre Phantasie war genügend angeregt, sie konnten sich leicht vorstellen, was für finanzielle Konsequenzen ein Streik von vielleicht sogar einem oder mehreren Tagen haben würde. Im Moment klärt die ver.di FilmUnion eine generelle Streikbereitschaft bei den Filmschaffenden hinsichtlich von konkreten Tarifzielen für die „normale Tarifrunde“. Außerdem werden Streikmaßnahmen bei tarifungebundenen Produktionsfirmen geprüft.

Präsenz und Aktivitäten zur Berlinale:
Unsere Veranstaltungen, wie das Berlinale-Frühstück am ersten Samstag des Festivals, wie auch die Diskussionsveranstaltung einen Tag später, am Sonntagmorgen, haben ja bereits Tradition – und seit der letzten Berlinale jeweils ihren angestammten Veranstaltungsort gefunden. Beide „Events“ sind gut besucht, und besonders das Panel am Sonntag bietet durch die regelmäßig hochkarätig besetzte Talkrunde die perfekte Gelegenheit, sich über neuste Entwicklungen bei film- und fernsehrelevanten Themen zu informieren und danach mit Gleichgesinnten auszutauschen. Der Vorstand der ver.di FilmUnion strebt insbesondere für diese Veranstaltungen im Zusammenhang der verschiedenen Kooperationen mit Berufsverbänden in Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit mit diesen Verbänden an. Der Wunsch und das Ziel des Vorstands ist, durch eine so konkrete Zusammenarbeit mehr Geschlossenheit und Solidarität seitens der Film- und Fernsehschaffenden in der Branche zeigen könnten.

Internetseite für die ver.di FilmUnion:
Es wird ein komplett neuer Internetauftritt für die ver.di FilmUnion geschaffen, um Interessenten und Mitglieder direkt in den Bereich führen zu können, der ausschließlich mit ihm zu tun hat, und nicht auch noch mit av-Medien, Multimedia u.a., worum sich connexx.av nach wie vor auch kümmern wird. Auf dieser verdi FilmUnion Seite werden die aktuellen Tarife FFS & VTFF zu finden sein, sowie Tarif- und Brancheninfos, dieser Newsletter, die Social Spots, Informationen zu Projekten, Kampagnen, der Lobbyarbeit zum FFG, zu „6 statt 12“, über SET-Besuche etc.; dazu Termine und Veranstaltungen und Ankündigungen interner Sitzungen. Die Seite soll zudem dadurch geprägt sein mehr Raum für den interaktiven Austausch von Film- und Fernsehschaffenden zu bieten. An diesem Interaktionsnetzwerk wird derzeit gearbeitet. Der Vorstand plant die Umsetzung für den Herbst dieses Jahres.

6 statt 12 - die Verbesserung der Regelung zum Erhalt von ALG I
Dieses Projekt ist einer der größten Erfolge der ver.di FilmUnion. Nicht nur, dass sie 2009 wegen der Film-Gewerkschafter überhaupt zustande kam, sondern auch dass ihre Neuregelung jetzt überhaupt noch im Gespräch ist, ist das Verdienst der Kolleginnen und Kollegen der ver.di FilmUnion. Denn lediglich wegen der Beharrlichkeit der ver.di-FilmUnion und wegen des ständigen Nachhakens bei Politikern und Entscheidungsträgern ist eine Neuregelung dieses Gesetzes überhaupt noch machbar und steht kurz vor seiner ersten Verbesserung! Zu den Erfolgen gehören auch die vielen erfolgreich gestalteten Tarifverhandlungen. Ob es sich dabei um die Einführung des Zeitkontos (2006) oder der Regelung zur Höchstarbeitszeit und der Klarstellung zur Entgeltfortzahlung ab dem ersten Tag (2010) handelt, beinahe überall, wo es um die soziale Absicherung und Verbesserung von Leistungsbedingungen im Interesse der Film- und Fernsehschaffenden geht, verhandeln die Mitglieder der ver.di FilmUnion als Experten in eigener Sache und für die gesamte Branche. Für viele Film- und Fernseh-Kollegen sind damit schon deutliche Verbesserungen ihrer Arbeitssituation eingetreten - wir wollen aber noch mehr! ...und wir sind dabei. Du kannst uns unterstützen, wenn du unsere Ziele und unsere Themen für richtig hälst.
http://www.connexx-av.de/mitgliedschaft_mitgliedwerden.php




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