Einigungsversuche zwischen AG DOK und ARD sind gescheitert

(BFV-Newsletter 11/2011) Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Während Talkmaster Günter Jauch der ARD eine Viertel Millionen Euro pro Sendung wert ist, müssen zeit- und arbeitsintensive dokumentarische Programme mit einem Bruchteil dieses Betrages zurechtkommen.
"Wir Dokumentarfilmer sind diejenigen Beschäftigten, die im ganzen Mediensektor am miserabelsten bezahlt werden. Es muss sich substanziell etwas ändern, sonst wird ein großer Teil der Firmen, die davon leben, Dokumentarisches zu liefern, das aufgeben müssen“, sagte der AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel.

Nicht zuletzt deshalb hatten die Bundesländer bereits 2008 in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag gefordert, die Sender müssten Urhebern und freien Produzenten „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte“ gewähren. „Wenn aber trotz monatelanger Verhandlungen für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten anerkannt werden, dann ist das weder fair noch ausgewogen“, so Frickel weiter. Einer entsprechenden Modellrechnung der Produzentenseite hat die ARD übrigens nicht widersprochen.

Auch die neu gegründeten Sektion Dokumentation der Produzenten-Allianz, aus deren Umfeld einige Produzenten an den sechs Verhandlungsrunden teilnahmen, fand harte Worte für den öff.-rechtlichen Verhandlungspartner: „Die ARD verkennt offenbar den Stellenwert der Kreativität für das Programm“, sagte Dagmar Biller, die Vorsitzende des Sektionsvorstands. „Die Einführung eines Produzentenhonorars wäre ein wichtiger Schritt für die Konsolidierung der dokumentarischen Produktionslandschaft.“ Denn es steht viel auf dem Spiel: Es geht um die Absicherung von Kreativen, die mit ihren Filmen eine entscheidende Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen. Hochwertige Dokumentationen im deutschen Fernsehen kann es nur mit einer kreativen und wirtschaftlich gesunden Produktionslandschaft geben. Dazu bedarf es – neben der von der AG DOK angestrebten Kalkulationsrealität – einer Wertschöpfungskette bei den Produzenten durch Rechteverbleib, einer politischen Mittelstandsförderung sowie Transparenz bei der Vergabe von Gebührengeldern. Die Erfüllung dieser Forderungen scheint jedoch nicht einmal ansatzweise möglich zu sein.

Stattdessen haben die Sender zentrale und für das wirtschaftliche Überleben der kleinen und mittleren Produktionsfirmen entscheidende Kalkulationsposten rigoros als „nicht verhandelbar“ bezeichnet. Abweichungen sollten allenfalls „im Einzelfall“ und „mit besonderer Begründung“ möglich sein. Diese starre Haltung brachte die Verhandlungen letztlich zum Scheitern. Denn, so die AG DOK: „Wenn wir das ARD-Angebot angenommen hätten, wären die meisten Produktionen auch weiterhin chronisch unterfinanziert - und, was noch schlimmer ist: wir hätten diesen Zustand akzeptiert und auf fünf Jahre festgeschrieben. Das ist mit uns nicht zu machen!“ Nach insgesamt sechs Verhandlungsrunden zog Frickel ein ernüchterndes Resumé: „Wir hätten zwar hier und da ein paar kosmetische Verbesserungen erreichen können, aber in den zentralen Fragen hat sich die Sender-Seite keinen Millimeter bewegt.“


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