Endlich eine Erfolgsmeldung: Der MDR hat eine neue Intendantin

(BFV-Newsletter 10/2011) Der MDR, die entfesselte Anstalt - schlimmer konnte es wirklich nicht kommen: KiKa-Affäre, Foht-Machenschaften, Bernd Hilder, der verhinderte Intendant, der die Zwei-Drittel-Mehrheit nicht bekam, Gerüchte im Spiegel um einen Mietskandal bei MDR-Immobilien und schließlich, Mitte Oktober, ein Auftritt des MDR-Fernsehballetts beim Geburtstag des skrupellosen tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow in Grosny.
Da tut es gut zu erfahren, dass die Intendanten-Wahl beim MDR endlich mit einem positiven Ergebnis durchgeführt wurde: Prof. Dr. Karola Wille, die in der Wahl vom 23.10 gewählt wurde, ist also die neue Intendantin des MDR. Alle Hoffnungen, den Laden wieder auf Kurs zu bringen, ruhen nun auf einer Frau, die öffentlich bisher kaum in Erscheinung getreten ist. Wer ist Karola Wille?
Eines hat Wille bereits geleistet, sie hat sich in den mächtigen MDR-Rundfunk- und Verwaltungsräten durchgesetzt, wenn auch erst im 2. Anlauf. Beim ersten Anlauf im September 2011 hatte sich Wille schon einmal, zusammen mit dem stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra, im Verwaltungsrat vorgestellt. Beide aber waren Hilder damals unterlegen, der bekanntlich in der anschließenden Wahl durch den Rundfunkrat keine 2/3-Mehrheit erhielt. Stehvermögen besitzt sie also, die neue Intendantin, die in der neuerlichen Abstimmung im Oktober mit großer Mehrheit gewählt wurde. Für viele ist Prof. Dr. Karola Wille bereits das Gesicht des Wandels.
Wille ist Jahrgang 1959, studierte in Jena Rechtswissenschaften und schloss 1982 das Studium als Diplomjuristin ab. 1986 promovierte sie zum Dr. jur. Von 1991 bis 1993 absolvierte sie ein juristisches Fernstudium an der Fernuniversität Hagen. Eine Juristin also hat sich der beinahe herkulischen Aufgabe angenommen, Ordnung in eine der größten ARD-Sendeanstalten zu bringen.

Und Wille scheint dazu befähigt zu sein, zumindest kann man ihr nicht vorwerfen, sie würde den MDR nicht kennen. Auf den Monat genau 20 Jahre ist sie nun schon Mitarbeiterin des Hauses. Im November 1991 trat sie die Stelle der 1. Referentin in der Juristischen Direktion des MDR an. Ab 1993 war sie Stellvertreterin des Juristischen Direktors des MDR.
Seit dem 1. November 1996 ist sie als Juristische Direktorin tätig. Am 30. Januar 2006 wurde sie zum zweiten Mal wiedergewählt und damit bis 2011 in ihrem Amt bestätigt. Doch wird die Erfahrung mit Recht und Gesetz ausreichen, einen Sender mit Hunderten von Angestellten zu führen?
Dass Wille bisher nach außen hin kaum in Erscheinung getreten ist, ist ein Vorteil. Sie wirkt frisch und unverbraucht. Innerhalb des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes jedoch ist sie natürlich keine Unbekannte, und sie leistet wesentlich mehr, als lediglich Gesetzesparagraphen anzuwenden. Vor allem ihr gutes Netzwerk in den Strukturen der ARD wird immer wieder lobend erwähnt. Unter anderem ist sie die Vorsitzende der Juristischen Kommission von ARD und ZDF, sie ist Mitglied im Digital-Ausschuss von ARD und ZDF und leitet die Verhandlungsgruppe "Kabel/DSL" für ARD und ZDF. Im MDR leitet sie die Arbeitsgruppe "Digitale Zukunft" und führt für die ARD die Verhandlungen mit der Produzentenallianz. Das klingt nach vielseitigen, zukunftsorientierten Interessen, und entsprechend anerkennend spricht man innerhalb des MDR über sie: "Den Gremien des MDR ist Karola Wille als kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit bekannt", sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Gerd Schuchardt. Sie wolle den MDR zukunftsfähig machen und die junge Generation stärker einbeziehen. Dabei setze sie auf Transparenz und Aufklärung der MDR-Affären. Auch deswegen sei Wille im Sender sehr beliebt. Kritiker werfen ihr allerdings vor, dass sie in ihrer Position eine Mitverantwortung für die Skandale beim MDR habe.
Helfen wird auch die Tatsache, dass Wille ihren neuen Job nicht von der Picke auf lernen muss, denn bereits seit 2003 ist sie Stellvertreterin des Intendanten. Sie kennt sich also aus. Und so bleibt zu hoffen, dass sie in allen kritischen Bereichen bald zur Aufklärung beitragen wird, damit es nicht doch wieder heißt: MDR – das Grauen geht in die nächste Runde.


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