Neue Sektion „Dokumentation“ bei der Produzentenallianz gegründet

(BFV-Newsletter 10/2011) Knapp 20 mittelständische Produktionsunternehmen schlossen sich im September der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen an und gründeten die Sektion Dokumentation.
Unter den Gründungsmitgliedern befinden sich Branchengrößen wie Spiegel TV Media, Gebrüder Beetz Filmproduktion, Focus TV Produktion, die Boomtown Media, u.a.m. Doch eine unabhängige Interessensvertretung deutscher Dokumentarfilmer gibt es bereits, nämlich die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK). Was für einen Sinn hat also ein weiterer Verband, wo doch jedem der Beteiligten klar sein muss, dass zwei verschiedene Zusammenschlüsse für ein und dieselben Interessensgruppe immer die Gefahr bergen, sich angreifbar zu machen z.B. Sendern gegenüber. Denn die könnten versuchen, die Dokumentarfilmproduzenten der beiden Verbände gegeneinander auszuspielen und die Arbeitsbedingungen weiter zu verschlechtern. Doch die Vertreter des neuen und des alten Verbandes sind sich dieser Gefahr bewusst – und unternehmen alles, sie so gering wie möglich zu halten.

„Wir wollen mit der Neugründung dieser Sektion unsere Position am Markt stärken und mit einem geschlossenen Auftreten gegenüber den Auftrag gebenden Sendern den seit Jahren sinkenden Vergütungen entgegenwirken“, sagt Dagmar Biller, Vorsitzende des Sektionsvorstands Dokumentation. „Die gerechte Entlohnung unserer Arbeit ist die Voraussetzung für Kreativität und wirtschaftliches Überleben. Wir fordern eine entschiedene Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, eine realistisch angepasste Ausstattung der Produktionen und eine Gleichstellung der Rechtesituation gegenüber den Nachbarländern in der EU. Qualitätsjournalismus im Fernsehen braucht Produzenten, die auch ökonomisch stark sind. Nur so kann die Qualität von TV-Produktionen erhalten und ausgebaut werden, nur so bleibt eine Kernkompetenz des Fernsehens in Deutschland erhalten.“

Die Qualität besonders auch dokumentarischer Fernsehsendungen, die Gebührenfernsehen exklusiv ausstrahlt, diese Qualität zu gewährleisten ist Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender. Doch leider nehmen die ARD- und ZDF-Anstalten ihr Mandat immer weniger ernst: „Obwohl es den öffentlich-rechtlichen Sendern und großen Privatsendern wirtschaftlich hervorragend geht, ist das Genre des dokumentarischen Qualitätsjournalismus im Fernsehen bedroht,“ erläutert Dr. Werner Vennewald, Leiter der Sektion Dokumentation. „Wir erwarten von den Fernsehanstalten, dass Sendeplätze für dokumentarische Formate nicht weiter an die Programmränder geschoben, dass die Budgets nicht weiter gekürzt, sondern der allgemeinen Kostenentwicklung angepasst werden – und dass wir Rechte an unseren Werken behalten, damit wir als Unternehmen wirtschaftlich arbeiten können.“
Dies sind nur allzu nachvollziehbare Forderungen, doch klingen sie wörtlich übernommen aus der Satzung der AG DOK. Die Übereinstimmung ist gewollt, denn die Vertreter beider Organisationen beabsichtigen durch die Formulierung gemeinsamer Ziele eines klarzustellen, nämlich, dass sie wirklich mit einer Zunge sprechen: „Bemerkenswert an der Gründung der Sektion ist, dass mehr als die Hälfte der Gründungsmitglieder seit vielen Jahren in der AG DOK organisiert ist und das nach übereinstimmender Bekundung auch bleiben will“, sagt Thomas Frickel, der Geschäftsführer der AG DOK. „Auch Werner Vennewald ist in die AG DOK eingetreten, um damit nach außen deutlich zu machen, dass zwischen unsere und seine Forderungen kein Blatt Papier passt.“

Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands, betont daher das Gemeinsame und nicht das Trennende der beiden Verbände: „Bekanntlich ist die Produzentenallianz die maßgebliche Interessenvertretung der deutschen Produzenten, aber es gibt einen zweiten sehr wichtigen Verband: die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm. Deren geschäftsführender Vorsitzender Thomas Frickel will genau wie wir das gute Miteinander und den vertrauensvollen Austausch der letzten Jahre weiter pflegen, und ich bin mit ihm der Meinung, dass es uns gelingen wird, in der neuen Situation neue Synergien zu schaffen.“
Schön, wenn es beiden Verbänden - Schulter an Schulter - tatsächlich gelänge, die Arbeitsrealität für viele Dokumentarfilmer positiver zu gestalten.


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