Film & Fernsehen

Gagentarifverhandlungen für Schauspieler: Kühe bekommen mehr!

(BFV-Newsletter 08/2011) Eine Kuh bekommt mindestens 450 €, eine Katze 400 €, ein Hund 350 € und Affen nicht unter 1500 € Gage pro Tag. Auf der anderen Seite würden für eine Polizeiserie Profi-Schauspieler gesucht, die 350 € pro Drehtag erhalten sollen.
Dies ist nur eines von vielen hundeelenden Angeboten, die in letzter Zeit Schauspielern gemacht werden, stellen der Berufsverband BFFS und der BundesFilmVerband in ver.di (BFV) fest. Selbst für renommierte Produktionen mit berühmten Regisseuren werden Schauspieler engagiert, die teilweise weniger als 350 € pro Drehtag verdienten. Bei den seit einem Jahr laufenden Tarifverhandlungen mit der Allianz deutscher Produzenten – Film und Fernsehen wollen BFFS und BFV/ver.di mit verschiedenen Modellen eine grundsätzliche Anhebung der Gagen erreichen. Um ihre Forderung zu unterstreichen, hatten sie für den 14. Juli zu einer verlängerten Mittagspause aufgerufen. Eine Annäherung der Positionen scheint nicht in Sicht. Die Produzentenallianz erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir haben zuletzt ein Mindest¬tages¬honorar von 500 Euro angeboten und sind auch bereit, eine Sonder¬regelung für die ausgebildeten oder hauptberuflichen Schauspieler einzu¬gehen. Die Forderung vom BFFS und von der Gewerkschaft von 1.250 Euro, die ausdrücklich auch für Laiendarsteller oder Schauspielschüler gilt, ist meilenweit von jeder Realität entfernt und mit den bekanntlich extrem knappen Budgets schlicht nicht zu bezahlen“.

BFV/ver.di und BFFS dazu: Wir sehen durchaus die schwierige wirtschaftliche Situation vieler, insbesondere mittelständischer Filmfirmen und haben von Anfang an die Produzentenallianz eingeladen, neben der üblichen Vergütung nach Drehtagen alternative Honorierungssysteme zu gestalten, die den Produktionsfirmen mehr Planungssicherheit bieten könnten. Deshalb haben BFV/ver.di und BFFS angeboten, über geeignete Wochengagenmodelle zu reden.

Diesem Gedanken hätten sich die Produzenten-Vertreter gänzlich versperrt, erklärt Matthias von Fintel, Verhandlungsführer beim BFV/ver.di. „Echte Verhandlungen dazu haben nicht stattgefunden. Eine Anfängergage für Schauspielerinnen und Schauspieler lehnt die Allianz ebenfalls ab. Stattdessen will die Allianz auch für Schauspieler eine Regelgage einführen. Damit würde jedoch die im Bereich Schauspiel übliche und für langjährige Filmschauspieler wichtige Verhandlung individueller Gagen – meist auch über Agenten – negativ beeinflusst werden.“

Dieses freie Marktgeschehen wollen BFFS und BFV/ver.di durch Tarifgagen nicht verändern. „Zudem will die Produzentenallianz diese Regelgage auf einem solch niedrigen Niveau ansiedeln, das für die Interessenvertreter der Schauspieler gerade Anlass für die Forderung nach einem Ende des Gagendumpings war.“

Die Produzentenallianz will nicht mehr als 400 bis 500 € je Drehtag vereinbaren. „Und das, obwohl selbst öffentlich-rechtliche Sender mehr als das doppelte als Gagenrichtlinie vorgeben.“ Unter dem Kostendruck und dem allgemeinen Dumping litten, so argumentiert der BFV/ver.di, das gesamte Filmteam und damit letztlich auch die Qualität unserer Filme, Reihen und Serien.



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