ZDF baut Digitalkanäle um

(BFV-Newsletter 05/2011) Das legendäre Hard-Rock-Festival im kleinen Wacken und Hip-Hop gehören heute ebenso selbstverständlich zur Kultur wie interaktive Angebote, findet ZDF Intendant Markus Schächter und setzt auf den Digitalkanälen den Verjüngungskurs seines oft als Oldie-Programm gescholtenen Senders fort.
Am 7. Mai wird aus ZDF-Theater der Kanal ZDFkultur. Der Spartensender steht dann ganz im Zeichen der modernen Unterhaltung. „Die Unterschiede zwischen e- und u-Kultur haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verwischt. Dieser Wirklichkeit muss sich auch das Fernsehen anpassen“, denkt Wolfgang Bergmann, der das Programm mit verantwortet. Und sehr viel teurer wird es auch nicht. „Der große Geldregen bleibt aus, was uns fordert, innovativ über spannende Marken nachzudenken“, meint Bergmann. Der Etat des Kanals steigt von 8 auf knapp über 12 Mio. Euro. Der Mehrbetrag wird nicht dem Gebührenzahler auferlegt, sondern soll durch Umschichtungen bei der Mutter erwirtschaftet werden. Ganz nebenbei dürfte der geringe finanzielle Einsatz auch einen Vorteil haben: „Wir haben Zeit, können ohne Druck durch die Quote ausprobieren.“

Wobei das Bewährte beim Neustart nicht völlig über Bord geschmissen wird. Erfolgreiche Theaterfilme wie „Mein Kampf“ nach George Tabori oder Wim Wenders „Pina“, die auch im Kino reüssierten, werden weiter auf der Agenda von ZDFkultur stehen. Mit einem amerikanischen Partner wird ein Konzept über einen Film über „Flamenco Hoy“ entwickelt, die mehrfach ausgezeichnete New Yorker Tanz-Companie von Carlos Saura. Abgerundet wird die Berichterstattung über die Theaterszene durch das wöchentliche Magazin „zdf.kulturpalast“. Und auch Rock- und Pop standen schon länger auf dem Programm von 3sat und Theaterkanal, erinnert sei nur an die Konzerte der Popkomm in Berlin. Diese Schiene wird mit Live-Übertragungen von sieben Open-Air-Festivals ausgebaut. Im Juni geht es mit dem Hurricane-Festival in Scheeßel und dem Glastonbury Festival im Südwesten Englands los, für das sich unter anderem die Pet Shop Boys und Snoop Dogg angekündigt haben. Beim legendären Festival im dänischen Roskilde treten Kings of Leon und Iron Maiden auf. Die HipHop Szene Europas trifft sich im Juli 2011 in der Ferropolis bei Gräfenhainichen zu „splash“, wenige Tage später startet dort das auf Headliner Pulp spezialisierte Melt. Für Wacken Anfang August haben sich bereits Ozzy Osbourne, Judas Priest, Airbourne und Apocalyptica zugesagt. Den Abschluss der Live-Acts bildet das Berlin Festival vom 9.-11. September 2011 auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Das Dessauer Bauhaus wird für den neuen Sender zur Bühne für regelmäßigere intimere Konzerte von Künstlern wie Milow. „Berlin Live“ holt regelmäßig samstags um 21.15 Uhr die einzigartige Musikszene der Hauptstadt ins Fernsehen. Weitere attraktive Musik-Formate führen auch in Kooperationen mit der BBC und dem Internet-Sender vbts.tv in Londons aufregende Musikszene – sie sollen mit dafür sorgen, dass ZDFkultur ein Geheimtipp für die junge Zielgruppe wird.


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