Pro7 verstößt gegen EU-Richtlinie - BFV fordert konsequentere Regeln

(BFV-Newsletter 05/2011) Ganze 82 Prozent des Fictionangebots von Pro Sieben kommen aus den USA. Das ergibt die "Programmanalyse 2010" des Instituts für empirische Medienforschung (IFEM). Nur 11 Prozent des Fictionangebots von Pro7 kommen aus Europa.
Damit verstößt der Münchner Sender gegen die Audivisuelle-Mediendienst-Richtlinie der EU. Sie besagt, dass mindestens die Hälfte der fiktionalen Sendungen europäische Werke sein sollen. Jedenfalls "soweit möglich", heißt es in der Passage, weshalb ein Verstoß bis heute auch keine Konsequenzen hatte. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) wehrt sich schon länger gegen die Richtlinie, da er sie als Eingriff in die Programmfreiheit empfindet. Bis jetzt kam es allerdings nie zu Sanktionen, weshalb man keine Notwendigkeit sah, die Frage nach der Rechtmäßigkeit juristisch bis zum Ende durchzufechten. „Der VPRT verwechselt hier eindeutig den Gedanken der Programmfreiheit mit einer Geiz-ist-Geil Kultur“, stellt der Vorstand der Filmgewerkschafter vom BFV fest. „Vielmehr brauchen wir für Film- und TV-Produktionen ein inländisches Beschäftigungswachstum durch Auftrags- und Co-Produktionen aller Sender und ein verstärktes europäisches Kulturbewusstsein, anstatt die Profitorientierung fehlgeleiteter Programmfreiheit bestimmter Sender; folglich ist die Richtlinie in eine zwingende Mindestquote zu formulieren und durchzusetzen“, empfiehlt der Vorstand weiter.

ARD und ZDF zeigen in ihrem Unterhaltungsangebot über 60 Prozent deutsche und europäische Produktionen, bei RTL und Sat 1 sind es über 50 Prozent. Ein anderer in der Programmanalyse untersuchter Bereich betrifft den Werbeanteil im Programm. Fast 16 Prozent des Sat 1-Programms bestehen aus Werbung. Damit hat Sat 1 den höchsten Werbeanteil unter den fünf größten deutschen Sendern. Danach liegt Pro Sieben beim Werbeanteil an zweiter Position mit 13,9 Prozent, das entspricht 200 Minuten pro Tag. Knapp dahinter folgt RTL. Bei dem Kölner Sender setzt sich das Programm zu 13,5 Prozent aus Werbung zusammen. Bei den überwiegend gebührenfinanzierten ARD und ZDF sind es 1,4 Prozent. Die geläufigsten Formen sind dabei weiterhin Werbeblöcke und Sponsoring, letztere allerdings nur mit 0,2 Prozent. Generell hat sich die Zusammensetzung der Programme nicht geändert: Die Öffentlich-Rechtlichen bringen mehr Informationen, die Privaten mehr Unterhaltung. Dabei baut RTL sehr stark auf nonfiktionale Unterhaltung in Form von Reality Formaten, sie machen ein Drittel des Programms aus. Pro Sieben hat den größten Fictionanteil mit 46 Prozent. ARD und ZDF haben 2010, im Olympia- und Fußball-WM-Jahr, 7,7 bzw. 6,5 Prozent ihres Programms mit Sportangeboten gefüllt.

http://www.horizont.net/aktuell/medien/pages/protected/Programmanalyse-2010-Pro-Sieben-erfuellt-EU-Richtlinie-nicht_100055.html

Ausklappen/Einklappen