SPD kritisiert Abrücken der ARD von Jugendkanal

(BFV-Newsletter 04/2011) "Es darf nicht sein, dass die Jugendlichen einem qualitativ fragwürdigen Fernsehangebot der Privaten überlassen bleiben", mit diesen Worten fordert der rheinland-pfälzische Staatskanzleichef Martin Stadelmaier (SPD) in „Satundkabel“ einen ARD-Jugendkanal.
Im Gegenzug sollten einige der Digitalsender abgeschaltet werden. Er reagiert damit auch auf das Scheitern der Zusammenlegung der beiden Digitalkanäle des Ersten, die beide ein Publikum ansprechen sollen, die an den unterschiedlichen Visionen von WDR und SWR zur Zukunft der Kanäle gescheitert ist. Dabei hätte die von SWR-Intendant und ARD-Vorsitzendem Peter Boudgoust im September 2010 initiierte Zusammenlegung durchaus Sinn ergeben. Beide Sender leiden unter zu kleinen Etats, die wenigen innovativen Formate verschwinden in einem Meer von Wiederholungen. Inhaltlich würden sie sich zudem ergänzen. Eins Plus kümmert sich um Service- und Wissensthemen, Eins Festival zeigt Kultur und Unterhaltung.

Ende 2010 lag laut „Berliner Zeitung“ ein fertiges Konzept für die Kooperation der beiden Sender vor. Jetzt wurde bekannt, dass die Fusion überraschend gescheitert ist. SWR-Intendant Peter Boudgoust formuliert es diplomatisch: "Ausschlaggebend waren vor allem finanzielle Gründe. Wir haben erkennen müssen, dass wir, auch wenn wir die Etats beider Kanäle zusammenlegen, weit davon entfernt sind, einen Jugendkanal realisieren zu können."

Nach Informationen der „Berliner Zeitung“ konnten sich SWR und WDR nicht auf eine einheitliche Ausrichtung eines gemeinsamen Senders einigen. Boudgoust glaubt an die Notwendigkeit eines Jugendkanals - seine WDR-Amtskollegin Monika Piel und Nachfolgerin auf dem Stuhl des ARD-Vorsitzenden, sprach sich stets gegen ein solches Projekt aus.

Eins Festival soll sich nach Willen des WDR wie bisher auf 30- bis 50-jährige Zuschauer konzentrieren, für die jüngeren Zuschauer verblieben Radio und Internet, wo allerdings altersgerechte Angebote der ARD für Teenager Mangelware sind. Der SWR wollte das neue Programm stärker an den 14- bis 29-Jährigen orientieren. Für die Neuausrichtung von Eins Plus hat der SWR die Arbeitsgruppe Programmwerkstatt eingerichtet, in der Entwickler von Eins Plus mit Kollegen der Hörfunkwellen SWR3 und Das Ding gemeinsam über neue Sendungen beraten sollen. Dazu kommt ein rechtliches Problem: Eins Plus ist im Rundfunkstaatsvertrag eindeutig - und vor allem unveränderbar - als Programm mit den Schwerpunkten Service und Wissen festgeschrieben. Nur bei einer Fusion mit Eins Festival hätte man diesem Themenkorsett entgehen können. Aus dem von Intendantin Piel freigegebenen "Innovationstopf" sollen Mittel für neue Sendungen an den Digitalkanal fließen, der sich im Herbst noch einmal neu präsentieren will: "Der Name Eins Festival ist zwar historisch gewachsen, aber nicht optimal", sagt Helfried Spitra, Leiter der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben Fernsehen im WDR und gleichzeitig Eins-Festival-Chef. "Wir wollen zur Internationalen Funk-Ausstellung relaunchen und denken über einen neuen Namen nach, auch das Design soll sich ändern."

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