Film & Fernsehen

BFV-Vorstand kritisiert Champions-League Deal beim ZDF

(BFV-Newsletter 04/2011) Ab 2012 rollt im ZDF an 18 Abenden der Ball der Champions League. Für geschätzte 54 Mio. Euro haben sich die Mainzer gegen den bisherigen Rechteinhaber Sat1, der nur 40 Mio. Euro geboten haben soll, durchgesetzt.
Dem rollenden Leder werden vor allem Informationssendungen und Fernsehfilme zum Opfer fallen. Doch die sonst so eifrig beinahe jede Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sender kritisierenden Politiker bleiben diesmal erstaunlich stumm. Manch einer wird sich im stillen Kämmerlein sogar freuen, dass das renommierte Politmagazin „Frontal 21“ und die engagierte Dokumentationsreihe „37 Grad“ unter dem Erwerb der Rechte zu leiden hätten, wenn das ZDF sich für die Übertragung der Dienstags-Spiele entscheidet. Am Mittwoch könnte es vor allem fiktionale Programme treffen. „ Für diese Summe von Geld ließen sich viele Beschäftigungstage für Film- und Fernsehschaffende realisieren, Anwartschaftszeiten sammeln und damit die soziale Absicherung der Kollegen stärken, denn das ist bitter nötig“, kritisiert der Vorstand des BundesFilmVerbandes in ver.di (BFV) die Entscheidung beim ZDF. Vor diesem Hintergrund scheint es geradezu unverantwortlich, den Profifußball derart zu subventionieren. Zugegeben: das gilt nicht für das ZDF allein. Auch an die ARD richtet sich diese Grundsatzkritik, dass für Sportrechte mehrere Hundert Millionen Euro ausgegeben werden.

Die Allianz Deutscher Produzenten Film und Fernsehen fürchtet ebenso erhebliche quantitative wie qualitative Einschnitte bei deren Produktion. „Wir sehen das ZDF in der Pflicht, die Gegenfinanzierung für den Erwerb der Champions-League-Rechte transparent darzustellen. Insbesondere sollte klargestellt werden, in welchem Umfang der ZDF-Sportetat selbst durch Umschichtungen zum Erwerb der Übertragungsrechte beiträgt“, so die Allianz. Noch mehr Transparenz ist vor allem über den genauen Umfang der TV-Auftragsproduktionsmittel des Mainzer Senders von Nöten. „Denn erst vor diesem Hintergrund kann man die Auswir¬kungen einer solchen Millioneninvestition auf die Programm-Beauftragung des ZDF konkret beurteilen. Dazu muss man dann auch wissen, in welchem Umfang das ZDF Eigen- und Auftragsproduktionen sowie Lizenzkäufe aus dem Ausland in die Gesamtfinanzierung einbezieht“, so die Allianz weiter.

Reinhold Elschot, Stellvertretender Programmdirektor des Zweiten, wies diese Forderungen zurück und verwies auf die Gremien, die diesen Kontrollauftrag erfüllten. Das Zweite werde weiter darüber hinaus ein verlässlicher Partner der Produzenten bleiben, auch wenn einige Abende mit Blick auf die Bindung junger Zuschauer dem populären Fußball überlassen würden. Das ist dem BFV-Vorstand zu wenig. „Sich als führender Entscheider einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung hinter Kontrollgremien zu verstecken, ist verantwortungslos und wird dem Kultur- und Informationsauftrag, den das ZDF zu erfüllen hat, nicht gerecht“, so die Filmschaffendenvertreter abschließend.

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