Film & Fernsehen

Skandal bei der ARD: Preisverfall bei Freien und Geldsegen für Gesichter

(BFV-Newsletter 02/2011) Alpträume bekommen nicht nur die Filmschaffenden bei überwiegend fiktionalen Produktionen, wenn es um deren Arbeitsbedingungen geht, sondern auch die Fernsehschaffenden für Dokumentationen, Reportagen und EB-Bereich, sie haben immer häufiger mal wieder ein erbauliches Gespräch mit einem Disponenten, der für einen Magazinbeitrag den Tagespreis für ein EB-Team auf € 720.- drücken wollte!
„Werdet Ihr auch manchmal im benachbarten Ausland eingesetzt - natürlich zum Innland-Günstigpreis - und habt mit den Ohren geschlackert, was dort die Kollegen verdienen“, fragt sich selbst ein betroffener Kollege. Ein Teampreis in Dänemark € 1.750.-; in England € 1.270.-; in Spanien 1.250.-; etc.. ABER: Es gibt Hoffnung! Wie einige Gewerkschaftskollegen jetzt recherchiert haben, werden nach den Tarifverträgen für „Freie“, beispielsweise beim NDR € 474,34 für EB- Kamera und € 195,26 für den Tontechniker pro Tag bei acht Stunden und auf Steuerkarte veranschlagt. Die Umrechnung auf 10 Stunden und 30% Aufschlag für selbstständige Tätigkeit führt ein EB-Team direkt ins europäische Mittelfeld mit ca. € 1.100.- zzgl. Equipment. Von diesen NDR-Tarifen können wir bislang nur träumen, denn gezahlt werden sie nicht! Oder vielleicht besser - noch nicht? Als der Euro eingeführt wurde, lag ein niedriger Teampreis mit zwei Funkstrecken und WWD bei ca. € 820. Seit dem sind die Gagen kontinuierlich für alle Freien EB-Teams auf ca. € 750.- Tagespauschale gesunken. Mittlerweile machen dagegen € 75.- netto für Tontechniker auf Steuerkarte beim ZDF die Runde. Freie Tonkollegen können sich kaum mehr sozialversichern. Aber wo die Sonne für die einen untergeht, geht sie für die anderen auf - die Gagen für die Moderatorinnen und Moderatoren der Top Show Acts, Talkrundengespräche oder z.B. der Ziehung der Lottozahlen erreichen immer höhere Millionenbeträge.

Mit Gebührengeldern werden Millionäre gemacht und die, die es bräuchten und einen Anspruch hätten, bekommen noch nicht mal den Sendertarif! Die Kluft reißt weiter auseinander: Hier das Film- und Fernsehproletariat und dort die TV-Millionäre. Der Vorstand des BundesFilmVerbandes in ver.di BFV wertet dieses Auseinanderdriften als Skandal, und wird sich dieser Thematik intensiv widmen, bis eine angemessene Lösung gefunden und die Einhaltung von Tarifen gewährleistet ist. „Unfassbar, dass Kollegen, die bei Wind und Wetter ausrücken, um die Bilder und Töne für´s Programm zu liefern, so dermaßen im Preis gedrückt werden und die Verantwortlichen der Sender das eingesparte Geld anderen hinterherwirft“, kommentiert der Vorstand des BFV die Entscheidung der ARD.

Gleichzeitig diversifiziert sich das Equipment stärker als bisher und es müssen immer unterschiedlichere Kameras für dieselbe Menge ‚Drehs‘ vorgehalten werden. Langsam geht´s finanziell ans Eingemachte für die EB-Kollegen in freien Teams! - Ohne eine wirksame Durchsetzung von bereits existierenden Tarifen wird der Unterbietungswettbewerb ruinös. Gemeinsam arbeiten Kollegen bereits an möglichen ergänzenden Tarifmodellen und wollen auf Veranstaltungen darüber Schritt für Schritt informieren. Denn möglichst viele sollen sich an dem Prozess beteiligen, um die konkreten Ergebnisse dann auch einzuhalten. Denn: nur wenn wir uns selbst mit unseren Angeboten auch an diese Tarif halten und sie nicht selbst unterbieten, werden wir die Spirale nach unten aufhalten. Um das weiter voran zu bringen, werden sich Kollegen in Hamburg wieder am 5. April treffen. In Köln wurde das Thema gerade beim Medienstammtisch des BFV diskutiert. In München und Berlin sind ebenfalls Veranstaltungen geplant. Interessierte EB-Kollegen sind von den Regionalvorständen des BundesFilmVerbandes BFV dazu eingeladen, sich direkt an den Aktivitäten zu beteiligen und sich dazu bitte vor Ort mit den Mitarbeiter von connexx.av in Verbindung zu setzen. Kontakte und Informationen zur Arbeit an den jeweiligen Standorten unter www.connexx-av.de


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