Deutsche Förderung der Kinodigitalisierung entspricht EU-Recht

(BFV-Newsletter 10/2010) Kinos, die einen bestimmten Anteil von europäischen und Arthouse-Filmen zeigen sowie für kleine und in entlegenen Gebieten liegende Kinos, dürfen mit Hilfe von Staat und Regionen unterstützt werden. Das teilt die Europäische Kommission am 24. September dem Europaparlament, dem Europarat, dem Wirtschafts- und Sozialausschuss und dem Regionalausschuss mit.
Beihilfen für größere Kinos/Multiplexe, die kein Mindestmaß an europäischen Filmen spielen, werden dagegen nicht gestattet. Es soll die digitale Technik gefördert werden, die der Betreiber für seinen Saal und für sein Publikum für ausreichend hält. Außerdem soll das Equipment in der Lage sein, Inhalte aus unterschiedlichen Quellen abzuspielen.

Die Drucksache 594/10 der EU macht den Weg frei für das in Deutschland gewählte Modell der Finanzierung der Umstellung auf die neue Technik. Ausdrücklich wird befürwortet, dass sich die Kinos auch zu Solidargemeinschaften zusammenschließen können. Vorbild ist die Digitalisierung von 240 Filmen über das Digital Screen Network in GB und Initiativen in Irland (Cultural Cinema Consortium) und Schweden, wo die im Netzwerk Folkethus organisierten staatlichen und kommunalen Kinos mit Unterstützung des schwedischen Filminstituts digitalisieren. Nationale Initiativen zur Digitalisierung der Kinos wurden in Finnland, Polen, Tschechien und der Slowakei gestartet. In den Niederlanden ist sie in Planung. Ein Sonderfall ist Norwegen, wo sich die Kinos in staatlicher Hand befinden. Hier erfolgt die Digitalisierung nach dem deutschen 100-er Modell. In Spanien entschied sich die Regierung für die Gewährung günstiger Kredite und in Italien für eine Steuergutschrift. Die Kommission trägt mit ihrer Empfehlung den unterschiedlichen regionalen Voraussetzungen Rechnung und setzt ein klares Zeichen gegen die von den sechs amerikanischen Majors als Standard angestrebte DCI-Norm, die neben einer 2K-Projektion (2048x1080 Pixel) auch einen hohen Sicherheitscode gegen die Piraterie beinhaltet. Deutliche billiger als diese 2K-DCI-Projektoren seien Geräte mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixel (1,9k), die teilweise auch 3-D abspielen können und sich zudem leicht neben 35mm-Projektoren in den Vorführkabinen installieren lassen. Wenn sie richtig eingestellt sind, das zeigt auch eine Vorführung bei der Filmkunstmesse in Leipzig, kann mit ihnen die gleiche Vorführ-Qualität erreicht werden. Dies sei für die Mehrzahl der europäischen Kinos ausreichend, da 80% der Leinwände nicht einmal 10m breit seien. betont die Kommission. Außerdem sei wohl nur die Anschaffung dieser Technik flächendeckend finanzierbar. Nur 10% der europäischen Leinwände gehören zu Multiplex-Kinos, in den USA sind es 35%. Eine sehr hohe Zahl von Kinos (31%) hat nur einen Saal – in einigen Ländern, insbesondere Ost- und Südosteuropa, sind es bis zu 80%. In den mittel- und osteuropäischen Ländern kommt eine Leinwand auf 50.926 Einwohner, in Westeuropa 15.977. Für die Digitalisierung der Kinos können Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung genutzt werden – die polnische Region Malopolska und die portugiesischen Regionen Norte, Centro und Alentejo sind bereits diesen Weg gegangen. Niedersachsen und einige französische Regionen arbeiten mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Innerhalb der neuen MEDIA-Maßnahme soll die Digitalisierung von Kinos unterstützt werden, die vor allem europäische Filme in Erstaufführung zeigen. Dies wird das wichtigste Förderkriterium sein. Das Projekt soll die Kinos direkt finanziell unterstützen und eine Reihe klar definierter Kosten für digitales Equipment in Form von Pauschalzuschüssen kofinanzieren. Sie sind mit nationalen Mitteln kombinierbar. Vorrang bei der Vergabe der Mittel haben jedoch Häuser aus Ländern, in denen es keine nationalen Programme gibt. Ende 2010 soll das neue Förderprogramm stehen.

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