ARD reagiert auf Forderung der Filmschaffenden nach Spielfilmsendeplatz

(BFV-Newsletter 10/2010) Mehr als 1,1, Mio. Zuschauer im Kino, Berlinale-Teilnahme, Lolas, bei der Erstausstrahlung auf Arte dann nochmals 1,5 Mio. Zuschauer – Doris Dörries zärtliche Liebesgeschichte „Hanami- Kirschblüten“ hat Kritiker begeistert und auch ältere Menschen wieder ins Kino gelockt, die seit Jahrzehnten keinen Fuß mehr in ein Filmtheater gesetzt hatten.
Der richtige Film für einen Hauptsendeplatz in der ARD, wo jeden Samstag Volksmusikanten das typische Publikum jenseits der 50 unterhalten. Das Erste programmierte das Kleinod am Vorabend des Totensonntags nach 22.00 Uhr und erntete damit den Protest einer breiten Allianz der Verbände von Filmschaffenden. Unter der Überschrift „Der Erfolg des deutschen Kinofilms muss auch im Fernsehen stattfinden!“ protestierten die Allianz deutscher Produzenten, die AG DOK, der BFFS, der BVR, der bvk, der VDD und der BundesFilmVerband in ver.di (BFV) gegen den späten Sendetermin.

„Die deutschen Kinofilmproduktionen können qualitativ und quantitativ einen wöchentlichen Sendeplatz um 20.15 Uhr ausfüllen“, ist sich der Vorstand vom BFV sicher, zu der für die Filmschaffenden unbefriedigenden Situation. In einem offenen Brief unterstützt der gewerkschaftliche BFV die Forderung von insgesamt sieben Verbänden, nach einem wöchentlichen oder zumindest einem deutlich erkennbaren Sendeplatz im Hauptabendprogramm für deutsche Filme. Volker Herres lässt die Kritik und die Forderung nicht gelten: „’Hanami – Kirschblüten’ ist ein ganz besonderer Film. Wir wollten für ihn einen Sendeplatz finden, auf dem wir möglichst viele Zuschauer erreichen, der aber auch, was Genre und potentielles Publikum betrifft, in keiner allzu harten Konkurrenz steht. Am 20. November werden beide Kriterien erfüllt“, verteidigt der ARD-Programmdirektor die Entscheidung.

Er verweist auf Filme wie „Das Leben der anderen“, „Frei nach Plan“ oder die Amphibie „Buddenbrooks“, die das Erste auf prominenten Plätzen in diesem Jahr sendet. „Wir haben mit den Fernsehfilmen am Mittwoch um 20.15 Uhr, dem ‚SommerKino im Ersten’ am Donnerstag und der Reihe „Debüt im Ersten“ am Montag attraktive Sendeplätze für den Film.
Mehr sei in einem informationsorientierten Sender wie dem Ersten nicht möglich ohne das andere Entertainment- und fiktionale Formate aus dem Hauptabendprogramm verschwinden müssten, betont Herres. Es seien genügend Sendeplätze vorhanden ohne dass andere fiktionale Programme verdrängt werden, denkt dagegen Prof. Schwarz von der Produzentenallianz. Er will verhindern, dass die Interessen der einzelnen Sektionen der Produzentenallianz gegeneinander ausgespielt werden. Unterschiedlich ist wohl auch die Sicht auf die Programme, die die ARD-Sender neben dem Ersten bestückt. „Die ARD hat ja neben dem Ersten und sechs Dritten Programmen sowie den Digitalprogrammen auch Zulieferungen für arte, 3sat und den KIKA zu leisten. Das schafft einen riesigen Programmbedarf“, meint Herres. Filme wie „Erbsen auf halb Sechs“ laufen gar nicht mehr im Ersten. Christian Petzolds hochgelobter Filmpreis-Gewinner „Die innere Sicherheit“ wurde ebenso wie viele Filme von Andreas Dresen nur einmal in der ARD gesendet, anschließend vor allem in den Dritten. Doch auch dort muss ebenso wie auf ZDF Neo die Präsenz der Kinokoproduktionen zur Hauptsendezeit verbessert werden, fordert der Vorstand des BFV, der auch darauf hinweist, dass das starre Sendeschema des Hauptabends an einen Kinofilm von 90 - 120 Minuten angepasst werden müsse.


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